Die zentrale Frage, die im Vortrag beleuchtet werden soll, lautet: Gibt es die gerechte Revolution? Da politische Revolutionen per definitionem gegen die geltende Rechtsordnung verstoßen und häufig mit Gewalt und Chaos einhergehen, stellen sie hoch legitimationsbedürftige Ereignisse dar. Kein Wunder, dass das konservative und liberale Denken einem Revolutionsrecht seit der Französischen Revolution sehr kritisch gegenüberstand. Durch die Erfahrungen mit den totalitären Systemen im 20. Jahrhundert ist die Einstellung gegenüber einem Widerstands- und Revolutionsrecht jedoch deutlich offener geworden. Aber auch bei einer grundsätzlichen Befürwortung eines Revolutionsrechts, muss genau geklärt werden, unter welchen Bedingungen eine Revolution legitim ist bzw. welchen Kriterien sie genügen muss, um als gerecht bezeichnet werden zu können. Die These des Vortrags lautet, dass es für Revolutionäre in der Realität unmöglich ist, allen ethischen Kriterien Rechnung zu tragen und eine legitime Revolution umzusetzen. Nach einer kurzen Reflexion darüber, inwieweit der Ungarische Volksaufstand des Jahres 1956 als Revolution bezeichnet werden kann, soll abschließend ein Bezug zu diesem Ereignis hergestellt werden.
Anna Tomashek studierte Politikwissenschaft (Magister Artium) und Pädagogik an der Katholischen Universität (KU) Eichstätt-Ingolstadt. Seit 2012 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Politikwissenschaft II, Politische Theorie und Philosophie (Prof. Dr. Dr. Manfred Brocker) an der KU Eichstätt-Ingolstadt. In ihrem Dissertationsvorhaben setzt sie sich mit dem Thema der Ethik von Revolutionen auseinander.