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The New Digital Divide: Is Digital Divide About Technology or Civic Skills?
Podiumsdiskussion an der Andrássy Universität Budapest.

Hört man den Begriff „Digital Divide“, denkt man zumeist an einen „Divide“, der sich auf Unterschiede im Ausbau der Online-Infrastruktur, auf Zugangsmöglichkeiten zu Internetdiensten und das Nutzungsverhalten verschiedener sozialer Gruppen bezieht. Diese klassische Perspektive wurde auf der Podiumsdiskussion „The New Digital Divide: Is Digital Divide About Technology or Civic Skills?“ herausgefordert. Die Diskussion wurde im Rahmen der Konferenz „Central and Eastern European eDemocracy and eGovernment Days 2017“ am 04. Mai an der Andrássy Universität Budapest veranstaltet. Unter der Moderation von Jani Makraduli (ehemaliger Parlamentspräsident der Republik Mazedonien) diskutierten vier Experten aus Wissenschaft und Praxis die Frage, ob das Konzept des „Digital Divide“ eine primär technisch-infrastrukturelle Angelegenheit oder vielmehr eine Angelegenheit bürgerlich-demokratischer Bildung ist.

Dr. Ronald Bieber, Generalsekretär der Österreichischen Computer Gesellschaft, betonte in seinem Eröffnungsstatement die Wichtigkeit digitaler „skills“ und führte aus, dass diese aus den drei Komponenten „computational thinking, media competence and digital literacy“ bestünden. Auch wenn die Meinung verbreitet sei, „digital natives“ würden diese Fertigkeiten mit der „Muttermilch“ aufsaugen, zeigten wissenschaftliche Studien, so Bieber, dass diese Wahrnehmung falsch sei. Spezielle Schulungen und (Fort-)Bildung sei auch bei der jüngeren Generation erforderlich, um ein Digital Divide zu vermeiden. Dona Scola (Mitglied des United Nations Committee of Experts on Public Administration) stimmte dieser Einschätzung grundsätzlich zu und hinterfragte zugleich die Natur des Divide. Ihrer Ansicht nach liegt das aktuell relevanteste Divide nicht im Bereich des Digitalen, sondern ganz allgemein in der politischen Polarisierung der Gesellschaft, deren Symptome sich in der digitalen Sphäre in Phänomenen wie „Hate Speech“ zeigten. Auch bei Fragen des Digital Divide gehe es aktuell, so Scola, weniger um die Beziehung „Mensch – Technik“, als um die Beziehung „Mensch – Mensch“. Martin Übelhör (Europäische Kommission, ehemaliges Mitglied des Kabinetts des EU Kommissars für Digitale Wirtschaft und Gesellschaft) nannte „Vertrauen“ und „Werte“ als in diesem Zusammenhang besonders relevant. Einerseits müssten vorhandene demokratische Werte und Gesetze auf die neue Technologie angewendet werden, andererseits fordere die neue Technologie bestehende Werte und Gesetze zur Veränderung heraus. Wir befinden uns in einer „sehr interessanten Zeit“, so Übelhör. Dušan Stojanovic pflichtete Scola bei und betonte, dass zur Bewältigung des Digital Divide weniger technische Lösungen oder eine technische Ausbildung erforderlich seien, als vielmehr eine allgemeine „digital literacy“ und Medienkompetenz, die dazu befähigten, „fake news“ von seriösen Quellen zu unterscheiden und einen angemessenen demokratischen Diskurs im Internet zu führen. Auf dem Podium herrschte somit große Einigkeit darüber, dass für die Bewältigung des aktuellen Digital Divide weniger technisch-infrastrukturelle Maßnahmen erforderlich seien, sondern die Bildung der Bürgerinnen und Bürger und die Vermittlung von demokratischen Werten.

Organisiert wurden die Central and Eastern European eDemocracy and eGovernment Days von der Hochschule für Öffentliche Verwaltung und Finanzen Ludwigsburg, dem Information Society Development Institute Chisinau, der Nationalen Universität für den Öffentlichen Dienst Budapest, der Österreichischen Computergesellschaft, dem Österreichischen Institut für Europäische Rechtspolitik sowie der Andrássy Universität Budapest. Kooperationspartner der Konferenz waren die Baden-Württemberg Stiftung, die Konrad-Adenauer-Stiftung (Büro Budapest) sowie das Österreichische Kulturforum Budapest. Die Kooperation soll auch 2018 fortgesetzt werden – für den 3. und 4. Mai 2018 sind die nächsten CEE eGov & eDem Days angesetzt, die „Smart Cities“ zum Thema haben werden.

Text: Tim Kraski Foto: Dénes Szilágyi/NKE

Dieser Artikel erschien auch in der Budapester Zeitung (BZ Magazin Nr. 19 / 2017, S. 32).

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