Dr. Kristina Kurze, DAAD-Langzeitdozentin an der AUB, führte durch den Workshop, der Raum für angeregte Diskussion und Austausch zum Thema Online-Lehre aus verschiedenen Perspektiven gab. Anwesend waren unter anderem Sven Ivens von der Universität Göttingen, Dr. Ivana Radić Milosavljević von der Universität Belgrad sowie Dr. Christina Griessler, Fanni Elek und Prof. Zoltán Tibor Pállinger von der AUB.
Zum Einstieg in das allgegenwärtige Thema stellte Sven Ivens von der Universität Göttingen das Online-Planspiel „Fokus Balkan Online“ vor, das in Kooperation mit der Universität Belgrad und der AUB im vergangenen Semester erfolgreich durchgeführt werden konnte. Die Präsentation gab interessante Einblicke in das sehr positiv angenommene politische Online-Planspiel. Zudem berichtete Herrn Ivens Interessantes aus seiner Begleitforschung, die vermuten lässt, dass das digitale Planspiel als vielseitige didaktische Methode in Zukunft sicher noch zahlreichere Anhänger finden wird.
„Fokus Balkan Online“ wurde als DAAD-Projekt von Dr. Kristina Kurze und Sven Ivens ins Leben gerufen und konnte mit Hilfe von Dr. Ivana Radic Milosavljevic (Fakultät für Politikwissenschaft, Universität Belgrad) diesen Frühling als lebendiges Joint-Seminar an allen drei Hochschulen implementiert werden. Nach erfolgreicher Evaluation steht das Spiel bald öffentlich zur Verfügung und kann zum Beispiel als innovative Alternative zu Lehrveranstaltungen im Bereich EU-Erweiterungspolitik genutzt werden.
Die anschließende Diskussion drehte sich um die neue Realität von digitalen Lehrveranstaltungen, „Zoom fatigue“ und eingeschränkten Sozialkontakten, mit der sich Dozierende und Studierende seit nun mehr 18 Monaten konfrontiert sehen.
Im Fokus des Austauschs stand oftmals die Herausforderung für Lehrende, Veranstaltungen didaktisch für das Online-Format aufzubereiten: Wie schafft man es, dass Studierende trotz mehrerer Stunden täglich vor dem Bildschirm konzentriert bleiben können? Wie geht man am besten mit fehlenden Webcams oder „schwarzen Kacheln“ um? Wie hält man Vorlesungen, ohne die Reaktionen der Zuhörenden zu sehen?
Studierende erzählten von der Schwierigkeit, Ressourcen wie die Bibliothek nicht nutzen zu können und von der Angst, ganze Studienprogramme nur online erleben zu können. Von dem ebenso banalen wie basalen Schwierigkeiten mit instabilen Internetverbindungen zu komplexen Fragestellungen à la „Wie lernt man eine Sprache online?“: Die internationale Teilnehmerschaft tauschte sich angeregt über ihre Erfahrungen aus und zog gemeinsam erste Lehren. So hatten sich zum Beispiel gemeinsame digitale Kaffeepausen als gute Möglichkeit erwiesen, sich über den neuen Alltag der Studierenden zu informieren und wertvolles Feedback über die eigenen Lehrveranstaltungen zu erhalten. Auch zeigten sich Aufgabenstellungen unter Zeitdruck als stimulierendes didaktisches Mittel, die gut in inputlastige Lehreinheiten eingebaut werden können - zum Beispiel mit der Hilfe von „Padlet“, einem Online-Tool, mit dem auf einem visuell ansprechenden Interface gemeinsam Notizen gemacht werden können.
Auch andere positive Begleiterscheinungen der Online-Lehre sollten nicht zu kurz kommen: Explizit wurde auf die vielen Möglichkeiten zu internationalem Austausch durch Online- und Hybridformate aufmerksam gemacht. So können beispielsweise auch Studierende mit begrenzten finanziellen Mitteln Erfahrungen in internationalen Kollaborationen sammeln, die heutzutage so wichtig für die berufliche Zukunft geworden sind. Auch die flexible und einfache Teilnahme an Online-Vorträgen und Konferenzen wurde als positive Entwicklung wahrgenommen, die Wissenschaft mitunter für ein viel größeres Publikum zugänglich macht. Nicht zuletzt berichteten die Workshop-TeilnehmerInnen einstimmig, dass die Pandemie eins ganz sicher geschafft hat: Uns alle aus der Komfortzone zu holen und Neues zu lernen.
Am Ende war sich die Anwesenden aber einig: Präsenzformate wie an diesem Tag werden schmerzlich vermisst! Es bleibt also weiterhin zu hoffen, dass Online-Veranstaltungen in naher Zukunft vor allem als gezielte Ergänzung angeboten werden und als Status-Quo der Krisenzeit schon bald obsolet werden könnten. Auch in Zukunft will man die Flexibilität des „Teaching Online“ aber nicht ganz missen und weiterhin im Austausch über diese besondere Zeit und ihre Lehren bleiben. Denn dass „Online“ und „Digital“ auch langfristig nicht mehr aus unserem Vokabular weckzudenken sein werden, ist wohl außer Frage.
Lea Quilitz, Universität Göttingen