Am 15. Februar organisierte der Lehrstuhl für Diplomatie II der Andrássy Universität ein Treffen mit Shih-chung Liu, Taiwans Vertreter in Ungarn. Die Veranstaltung begann mit einer Einführungsrede von Dr. Heinrich Kreft, dem Leiter des Zentrums für Diplomatie, der auf die Verbindungen zwischen dem Konflikt zwischen Russland und der Ukraine und zwischen China und Taiwan hinwies. Trotz der politischen Isolation sei Taiwan in die Weltwirtschaft integriert, entwickele aktiv Innovation und Technologie und bekämpfe aktiv die Ausbreitung der Coronavirus-Infektion im Lande.
Der Vertreter Taiwans in Ungarn, Shih-chung Liu, fuhr mit seiner Präsentation fort, um diese Themen näher zu erläutern. Liu begann bei dem taiwanesischen Unternehmen TSMC, das für die Herstellung von Chips bekannt ist. Im Zusammenhang mit der Geopolitik spielen Chips eine große Rolle, da sie in vielen Arten von Technologien (Autos, Smartphones, Computer usw.) verwendet werden. Taiwan (vertreten durch TSMC) ist der größte Chiphersteller und -lieferant. Gleichzeitig hinke China in diesem Bereich weit hinterher. Ein hypothetischer Krieg zwischen China und Taiwan würde den Zugang zu diesen Chips gefährden, was schwerwiegende wirtschaftliche Folgen für die Welt haben könnte.
Der nächste Teil des Vortrags befasste sich mit der Sicherheit im pazifischen Raum. Liu sprach kurz über die Geschichte der Beziehungen zwischen Taiwan und den USA und die Rolle von Bündnissen wie QUAD und AUKUS in der Region. Er wies auch darauf hin, dass wirksame Abschreckung, ausreichende Verteidigung, Förderung der Demokratie, wirtschaftliches Engagement usw. Teil der taiwanesischen Strategie in der indopazifischen Region seien.
Was den wirtschaftlichen Teil von Lius Präsentation betrifft, betonte er, dass dank der Handelskriege zwischen den USA und China ein Teil der taiwanesischen Produktion aus China auf die Insel zurückgeholt wurde, was sich positiv auf die Wirtschaft der Insel ausgewirkt habe. Nachdem China die Einfuhr von Fleischerzeugnissen aus Lettland gestoppt hatte, begann Taiwan, seine Beziehungen zu Litauen zu intensivieren. So wurde beispielsweise ein Kreditfonds in Höhe von 1 Milliarde US-Dollar eingerichtet, um die wirtschaftliche Zusammenarbeit zu fördern und die Wirtschaftsbeziehungen zu vertiefen.
Die Präsentation schloss mit einer Beschreibung des erfolgreichen Modells Taiwans im Umgang mit der Ausbreitung von COVID-19 und der Entwicklung der Demokratie auf der Insel. Taiwan sei eine der fortschrittlichsten Demokratien Asiens, obwohl die Demokratie in der Welt abnehme. Liu teilte auch aktuelle Umfragedaten zur Selbstidentifikation der TaiwanerInnen mit: 70 % sehen sich als TaiwanerInnen, 25 % als TaiwanerInnen und ChinesInnen und 5 % als ChinesInnen. Er fügte hinzu, dass sich die TaiwanerInnen in der Vergangenheit eher als ChinesInnen gesehen hätten, aber mit dem Generationenwechsel habe sich die Identifikation der Bevölkerung verändert.
Nach dem Vortrag stellten die Zuhörenden zahlreiche Fragen. Die Fragen betrafen die Beziehungen zwischen der Ukraine und Taiwan, die Beziehungen zwischen Taiwan und Ungarn sowie die wirtschaftliche Entwicklung der Insel.
Eldaniz GUSSEINOV