Die Wissenschaftsministerin des Landes Brandenburg, Dr. Manja Schüle (SPD), sprach am 28. Februar mit Studierenden der Andrássy Universität. Eigentlich hatte sie wissen wollen, wie Studierende an einer deutschsprachigen Universität im Ausland die Corona-Zeit verbracht haben, mit größtenteils hybrider oder Online-Lehre. Diskutiert wurde nun auch darüber, ob es überhaupt möglich oder gar sinnvoll wäre, im Angesicht des derzeit in der Ukraine herrschenden Krieges, Forschungs- und Wissenschaftskooperationen mit Russland einzustellen.
Nachdem sich die Studierenden der AUB vorgestellt und ihre Eindrücke von ihrem Studium an der Universität geschildert hatten, folgte eine Diskussion über die weitere Zusammenarbeit mit Russland. Die wichtigste Frage in der Diskussion war: Sollte die Forschungs- und Wissenschaftszusammenarbeit mit Russland ausgesetzt werden?
Abgesehen von einigen Sicherheitsfragen sprach sich die Mehrheit der Anwesenden für eine Fortsetzung der Zusammenarbeit in Wissenschaft und Forschung aus.
Kristof Schlegl räumte ein, dass er selbst nicht wisse, wie er die wissenschaftliche Zusammenarbeit mit einem Land, das so autoritär regiert wird, fortsetzen könne. Johannes Schmidt fügte hinzu, dass Wissenschaftsdiplomatie Kulturdiplomatie par excellence sei. Wo die normale Diplomatie nicht mehr helfe, könne die Kulturdiplomatie Türen öffnen. Und indem sie Studierende und Forschende in einen Austausch miteinander bringe, könne sie klären, was akademische Freiheit wirklich bedeute. Dies stärke die Zivilgesellschaft und sei in einer entpolitisierten Gesellschaft wie der russischen absolut notwendig. Helena Kern, die selbst an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder studiert, wäre entsetzt über ein Aussetzen der Zusammenarbeit. Austausch und Kooperation seien so elementare Bestandteile ihrer Universität, und viele russische Studierende, die nach Deutschland oder ins Ausland kommen wollen, sollten diese Möglichkeit nicht verpassen. Tanissa Conradi berichtete über ihr Auslandssemester in Russland. Damals hielt sie es für sehr wichtig, Russland wirklich kennen zu lernen. Die Universitäten sollten sich jedoch auch der persönlichen Sicherheitsrisiken bewusst sein, die mit der Entsendung ihrer Studierenden und Forschenden nach Russland verbunden sind. Eldaniz Gusseinov konnte dem bisher Gesagten nur zustimmen. Außerdem hänge es von beiden Seiten ab. Russland sei eine Großmacht, und es könnten nicht alle Beziehungen auf einmal abgebrochen werden. In Belarus zum Beispiel sei das Goethe-Institut bereits geschlossen worden. Wenn dies in Russland geschehe, auch mit den politischen Stiftungen, könne Kasachstan zumindest als Brücke genutzt werden.
Sicherheitspolitik brauche Menschen mit wichtigen Kompetenzen, so Schüle abschließend. Mehr denn je werden jetzt Menschen mit kulturdiplomatischen Fähigkeiten, Fähigkeiten zur Sicherheitskommunikation und Kenntnissen über die osteuropäischen Staaten benötigt. Die Tatsache, dass die Anwesenden in Budapest studiert haben, wird sie auf weitere Aufgaben im Bereich der internationalen Beziehungen vorbereiten, um eine freiere und friedlichere Welt zu schaffen.
Eldaniz GUSSEINOV; Schilan STACH