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Nachruf für Prof. Dr. István Fehér M.
Die Andrássy Universität Budapest (AUB) trauert um Prof. Dr. István M. Fehér, der am 17. Juni 2021 nach langer Krankheit im Alter von 71 Jahren verstorben ist.

Prof. Dr. István M. Fehér war ordentliches Mitglied der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, Professor für Philosophie an der Philosophischen Fakultät der Eötvös Loránd Universität und gehörte zu der Gründungsgeneration der AUB. Hier war er seit 2002 Professor für Ideengeschichte. Für seine wissenschaftliche Arbeit wurde er unter anderem mit dem renommierten Széchenyi-Preis ausgezeichnet. 

Dankbar für seine jahrelange Aufbauarbeit und sein Engagement wird die AUB ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren.

(* 24. April 1950   ✝ 17. Juni 2021)

 

Von den an der Andrássy Universität Budapest (AUB) Beschäftigten war Prof. Dr. István M. Fehér am längsten mit der Gründung einer deutschsprachigen Universität in Budapest befasst. Bereits in den 1990-er Jahren, also lange vor der Unterzeichnung der Ulmer Erklärung und dem Beginn der Lehre an der AUB, verfasste er zahlreiche Briefe an die ungarische Regierung und weitere wichtige Entscheidungsträger, in denen er vorschlug, in Budapest eine Hochschuleinrichtung zu etablieren, in der die Unterrichtssprache Deutsch sein sollte. So war es nur folgerichtig, dass er zu dem dreiköpfigen Team gehörte, das im Jahre 2001 begann, sich Gedanken über mögliche Studiengänge zu machen. Seiner Profession als Philosoph und seiner reichen Erfahrungen in Lehre und Forschung an vielen in- und ausländischen Hochschuleinrichtungen entsprechend entwickelte er seine Vorstellungen vor allem in den Geisteswissenschaften. Die Offenheit von Prof. Dr. István M. Fehér hinsichtlich anderer Wissenschaften wurde schnell offenbar, so dass die im kleinen Kreis geführten Diskussionen nicht nur interessant und lehrreich, sondern auch effizient waren. Die – gemessen an der Struktur von Studiengängen anderer Universitäten – weit überdurchschnittliche Verzahnung der Lehrpläne an der AUB hat wohl dort ihren Anfang genommen.

Seinen ersten universitären Abschluss erwarb Prof. Dr. István M. Fehér an der Eötvös Loránd Universität in Budapest als Gymnasiallehrer für englische und italienische Sprache. Sofort danach begann er seine Studien im Fach Philosophie, die er in nur drei Jahren abschloss. In den darauf folgenden Jahren forschte er als Assistent am Lehrstuhl für Philosophiegeschichte, mit dem Ergebnis, dass er seine Dissertation an der ELTE nur zwei Jahre später verteidigen konnte. Er wurde Oberassistent, dann – zwei Jahre nach dem Erwerb des Titels eines Kandidaten der philosophischen Wissenschaften – Universitätsdozent, und konnte 1992, nun schon als Doktor der philosophischen Wissenschaften und Inhaber des Lehrstuhls für Philosophiegeschichte, seine Ernennung zum Universitätsprofessor entgegennehmen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sich sein Blickwinkel und sein Forschungsgegenstand stark erweitert: Er bewegte sich von der Philosophiegeschichte immer mehr in Richtung der umfassenderen Ideengeschichte. Letzteres war auch das Fach, das er als dafür ausgewiesener Universitätsprofessor seit 2002 an der AUB lehrte.

Neben seiner intensiven Lehr- und Forschungstätigkeit war Prof. Dr. István M. Fehér auch ein aktiver und erfolgreicher Wissenschaftsorganisator. Er war nicht nur – wie bereits erwähnt – an der Ausarbeitung von Lehrprogrammen für die AUB beteiligt, sondern baute in wenigen Jahren an der Universität Miskolc einen Lehrstuhl für Philosophie- und Ideengeschichte auf, konzipierte Programme für die Doktorschule an seiner eigenen Alma Mater, übernahm zahlreiche leitende Aufgaben in wissenschaftlichen Vereinigungen und in Redaktionskollegien von Fachzeitschriften, und war nicht zuletzt ein oft angefragter Gastprofessor an verschiedenen in- und ausländischen Hochschul- und Forschungseinrichtungen.

Für seine wissenschaftlichen Leistungen wurde er im Jahre 2007 zum korrespondierenden, im Jahre 2013 zum ordentlichen Mitglied der Ungarischen Akademie der Wissenschaften gewählt, im selben Jahr erhielt er den Széchenyi-Preis für seinen auch im Ausland stark beachteten Beitrag zur Entwicklung seines Wissenschaftsgebietes, insbesondere der Hermeneutik.

Seine Lehrtätigkeit an der AUB, die er von 2002 bis zum Ende des Wintersemesters 2020/21 ausübte, zeugte nicht nur von einem über nahezu zwei Jahrzehnte unveränderten Engagement, sondern wurde auch von Studierenden sehr positiv bewertet. Für Letzteres soll hier der Satz einer Studierenden stehen, auf den Prof. Dr. István M. Fehér stolz verwies: „Ich danke Ihnen von Herzen die schöne und interessante Kurs! Es hat mir sehr gut gefallen und ich hoffe, dass wir uns auch im nächste Semester sehen.”  Zu einem Treffen kommt es nun nicht mehr, aber wie das Rektoratskollegium, die Studierenden und alle wissenschaftlichen und administrativen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der AUB wird mit Sicherheit auch der Verfasser der obigen Zeilen Herrn Prof. Dr. István M. Fehér in ehrendem Gedenken bewahren. Die AUB ist ihm für sein unermüdliches Wirken zu großem Dank verpflichtet.

Im Namen der Andrássy Universität

Prof. Dr. Dietmar MEYER

 

 

 

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