Der Interessenverband „Arbeitgeberforum für Chancengleichheit“ (Munkáltatók Esélyegyenlőségi Fóruma, kurz MEF) veranstaltete am 21. Oktober 2015 die Konferenz „Telearbeit – Eine Chance mehr für die Beschäftigung“. Vertreter zahlreicher namhafter Unternehmen und Organisationen beteiligten sich an der Diskussion und dem Austausch über bewährte Praktiken zum Thema atypische Beschäftigungsformen im Allgemeinen und Telearbeit im Spezifischen. Von Seiten der AUB nahmen Petra Bölöni und Csilla Szentiványi im Rahmen des Forschungsprojektes ExpAct an der Veranstaltung teil.
Im ungarischen und europäischen Kontext ist dieser Themenkreis besonders deswegen relevant, weil flexible Beschäftigungsformen als eine mögliche Lösung für den Umgang mit dem demografischen Wandel und dem damit verbundenen Fachkräftemangel angesehen werden. Beispielsweise erleichtert die Verbreitung von Telearbeit einerseits den Zugang von Personengruppen mit eingeschränkter Arbeitsfähigkeit zum Arbeitsmarkt, wodurch die Beschäftigungsrate erhöht wird. Andererseits kann aber auch die Zufriedenheit der Arbeitnehmer bedeutend gesteigert werden, was zur Reduzierung der Abwanderung hochqualifizierter Menschen beisteuern kann.
Die Konferenz diente als Forum, um das Thema Telearbeit aus verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten. So wurden nicht nur die aktuellen rechtlichen und gesetzlichen Rahmenbedingungen erläutert, sondern auch aktuelle und zukünftige Trends diskutiert. Als wichtigste Barriere für die Verbreitung von Telearbeit in Ungarn wurden die aktuellen Arbeitsschutzvorschriften genannt, die viele Arbeitgeber davon abschrecken, von dieser Möglichkeit Gebrauch zu machen. Daher schlägt das Arbeitgeberforum für Chancengleichheit aufgrund der IAO-Konvention Nr. 177 überHeimarbeit vor, die relevanten Passagen des ungarischen Arbeitsgesetzbuchs zu ändern und den heutigen Anforderungen anzupassen. Durch eine Neudefinition des Begriffs „Arbeitsplatz“ und eine gleichmäßigere Verteilung der Verantwortlichkeiten bezüglich des Arbeitsschutzes zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern könnte eine wichtige Präkondition für die Verbreitung der Telearbeit geschaffen werden.
Am Nachmittag diskutierten Vertreter der Magyar Telekom Nyrt., der MOL Nyrt., der E.ON Hungária Zrt. sowie der BP Magyarország Kft. in einem Podiumsgespräch über die Best Practices hinsichtlich Telearbeit in ihren Unternehmen. Hervorgehoben wurden vor allem die positive Wirkung auf die Zufriedenheit der Arbeitnehmer sowie ein deutlicher Rückgang der Mitarbeiterfluktuation. Die Bedenken vieler Manager bezüglich einer Verringerung der Arbeitsproduktivität wurden hingegen in keinem Fall bestätigt.
Die Verbreitung von atypischen Beschäftigungsformen wird auch aus Sicht des europäischen Forschungsprojektes „ExpAct – Experience Keep People Active“ als ein wichtiger Schritt betrachtet, um älteren Personen, die noch aktiv bleiben möchten, den Zugang zu ehrenamtlichen oder beruflichen Tätigkeiten zu erleichtern. Dank der familiären Atmosphäre der Konferenz konnten Kontakte mit mehreren Unternehmen aufgenommen werden, mit denen nach Möglichkeiten der Zusammenarbeit gesucht wird, um die Weiterverbreitung der Best Practices auf diesem Gebiet voranzutreiben.