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Kein Raum für Antisemitismus und Antiziganismus - Die Bekämpfung von Antisemitismus und Antiziganismus als multilaterale Herausforderung – Zu der Arbeit der Internationalen Allianz für Holocaustgedenken (IHRA)
Sonderbotschafter Dr. Helmut Böck gibt im Zentrum für Diplomatie spannende Einblicke in die multilaterale Arbeit der Internationalen Allianz für Holocaustgedenken (IHRA) gegen Judenhass und die Diskriminierung von Sinti und Roma

Als Fortsetzung der von Botschafter Dr. Robert Klinke, Inhaber des Lehrstuhls für Diplomatie II, konzipierten Veranstaltungsreihe „Querschnittsfragen der Außenpolitik“ des Zentrums für Diplomatie stellte der Leiter der österreichischen Delegation bei der IHRA, Sonderbotschafter Dr. Helmut Böck, Arbeits- und Funktionsweise der IHRA vor. Sie ist die bedeutendste internationale Einrichtung, die sich zum Ziel gesetzt hat, Aufklärung, Forschung und aktives Erinnern an den Holocaust weltweit zu fördern. Klinke unterstrich einführend, dass deutsche Außenpolitik ohne eine aktive Auseinandersetzung mit der aus dem Menschheitsverbrechen erwachsenden Verantwortung schlechterdings nicht denkbar sei – europäische eben so wenig.

Demokratie sei wegen ihrer Offenheit und Transparenz besonders verwundbar. Umso mehr gelte es, in Zeiten von zunehmendem Antisemitismus, von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit gegen die Verrohung politischer Debatten einzutreten, Gewalt und Menschenhass mit allen Mitteln des Rechtsstaats zu begegnen und nicht wegzuschauen. Zu der spezifischen Funktionsweise der IHRA und ihren aktuellen Schwerpunkten führte Böck aus, die heute 35 Mitgliedsstaaten und 9 Beobachterstaaten umfassende internationale Einrichtung mit Sitz in Berlin trete zweimal jährlich zu Plenarsammlungen zusammen mit dem Ziel,best practices bei der Bekämpfung von Hass gegen Juden und die Diskriminierung von Sinti und Roma zu entwickeln. Dabei gliedere sich die Arbeit von Expert:innen in drei Arbeitsgruppe (Forschung, Bildung, Museen und Gedenkstätten) sowie drei Ausschüsse (Antisemitismus und Holocaustleugnung, der nationalsozialistische Völkermord an Sinti und Roma, Verbrechen gegen die Menschlichkeit).

Deren Ergebnisse griffen Regierungsvertreter:innen im Plenum in Beschlüssen und Empfehlungen auf. Zu den bedeutendsten Erfolgen der IHRA zählten deren Arbeitsdefinitionen zu Antisemitismus, Antiziganismus und zu der Verzerrung und Verfälschung des Holocaust, alle in der Staatenpraxis mittlerweile zum „Goldstandard“ erstarkt - trotz mancher Gegenstimme aus der Wissenschaft. Die jährlich rotierende Präsidentschaft ermögliche es den Mitgliedsstaaten außerdem, nationale Maßnahmen zu präsentieren und mit politischem Momentum nachzuschärfen. So fokussiere sich der aktuelle britische Vorsitz auf eine Sportkampagne gegen Antisemitismus, eine Gedenkstätte auf
Alderney und ein Forschungsprojekt („My Hometown“), bei dem sich junge Menschen mit der Geschichte ihres Heimatorts während des Zweiten Weltkriegs auseinandersetzten und die Ergebnisse einer internationalen Öffentlichkeit präsentierten.

Nach dem terroristischen Angriff der Hamas auf Israel am 07. Oktober 2023 und den darauffolgenden  massiven Anstieg antisemitischer Vorfälle in Europa, den USA, aber auch Lateinamerika habe die Bekämpfung von Antisemitismus für die IHRA zusätzlich an Bedeutung gewonnen. Als ein weiterer Pfeiler ihrer Arbeit rücke die Bekämpfung von Antiziganismus zunehmend in den Vordergrund, wie die neuen IHRA-Bildungsempfehlungen zeigten.

Abschließend würdigte Böck die bedeutende Arbeit weiterer internationaler Organisationen zu den Themen, namentlich EU, Vereinte Nationen, OSZE und Europarat. Trotz der Schwierigkeit von Konsensbildung in multilateralen Formaten bleibe es vordringlich, die Zusammenarbeit der Staaten zu
fördern und zu stärken. Das Interesse der Teilnehmenden an der Veranstaltung war enorm, so dass sie selbst Stehplätze in Kauf nahmen. Ihre anschließende lebhafte Diskussion setzten sie bei einem Ausklang im Festsaal der Universität noch weiter fort. 

Necati Naran

2024-11 Dezember 2024 2025-1
 
 
 
 
 
 
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