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Gibt es die gerechte Revolution? Das ethische Dilemma von Revolutionären
Auftaktveranstaltung zur Veranstaltungsreihe zum 60. Jubiläum des Ungarischen Volksaufstandes 1956

Am 6. April 2016 fand ein Vortrag von Anna Tomashek zur Frage und zum Dilemma der „gerechten Revolution“ statt, der vom akademischen Mittelbau der AUB als Auftaktveranstaltung
zur Veranstaltungsreihe zum 60. Jubiläum des Ungarischen Volksaufstandes 1956 organisiert wurde.

Revolutionäre ständen immer unter einem Legitimationsdruck: Ihr Dilemma, so Tomasheks These, bestehe darin, dass Revolutionäre niemals alle ethische Kriterien erfüllen könnten, die eine „gerechte“ Revolution aber erfüllen müsste. Tomashek stellte zunächst eine Definition von Revolutionen von Goldstone (2001) vor, wonach eine Revolution – um als solche zu gelten – drei Kernbedingungen erfüllen
müsse: Es müsse eine Massenmobilisierung stattfinden, ein Wandel angestrebt werden, und dieser Wandel müsse mit nicht-konstitutionellen Mittel herbeigeführt werden.

Anschließend konzentrierte sie sich auf die Ideengeschichte der gerechten Revolution: Von Locke, der
eine gerechte Revolution an Bedingungen geknüpft habe; über Kant, der gegen Revolution und für Reform
gewesen sei; bis zum Eindruck des Faschismus des 20. Jahrhunderts, der legitime Revolution unter gegebenen Umständen wieder zugelassen habe. Um diese Bedingungen zu erarbeiten, übertrug Tomashek den Kriterienkatalog, der für einen „gerechten Krieg“ existiert, auf eine „gerechte Revolution“. Demzufolge müsse eine gerechte Revolution u. a. durch Angemessenheit, eine gerechte Ursache oder Erfolgschance charakterisiert werden. Hier würde nun das Dilemma der gerechten Revolution liegen,
denn um sich gegen moderne, totalitäre Diktaturen und deren Methoden des Machterhalts durchsetzen zu können, müssten zwangsläufig Kriterien des ethischen Katalogs gebrochen werden. Schließlich wendete
Tomashek diese Kriterien zur Veranschaulichung auf die Revolution von 1956 an. Diese würde die meisten, möglicherweise sogar alle Kriterien erfüllen – sei jedoch bekanntlich gescheitert.

Text: Lukas Knopp

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