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Domokos Kosáry: Ungarn und die internationale Politik 1848/49
Vorstellung eines großen ungarischen Historikers und seines Werkes an der Andrássy Universität Budapest.

Die deutsche Übersetzung eines der bedeutendsten geschichtswissenschaftlichen Werke, das in Ungarn in der jüngsten Vergangenheit entstand, wurde am 21. Juni 2017 an der Andrássy Universität Budapest (AUB) vorgestellt: die Darstellung der internationalen Zusammenhänge des ungarischen Unabhängigkeitskriegs von 1848/49 von Domokos Kosárys (1913-2007).

Herausgegeben wurde der Band vom Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in Wien im Mai 2017. Übersetzt wurde das Werk von Andreas Oplatka, der zusammen mit dem österreichischen Historiker Franz Adlgasser auch der Herausgeber ist.

Begrüßt wurden die Gäste vom AUB-Rektor Dietmar Meyer, der darauf hinwies, dass die Veranstaltung innerhalb kurzer Zeit bereits die zweite in Zusammenarbeit bzw. in Zusammenhang mit der ÖAW sei. Ebenso freudig hob der Rektor hervor, dass bei diesem Anlass nun auch eine Kooperation mit dem Forschungszentrum für Humanwissenschaften der Ungarischen Akademie der Wissenschaften und in dessen Rahmen mit dem Institut für Geschichtswissenschaft (FZH/UAW) eingeleitet werden konnte. Er unterstrich, dass der AUB eine Brückenfunktion in der deutschsprachigen Vermittlung ungarischer Wissenschaft zukommen soll. Pál Fodor, Leiter des FZH/UAW, äußerte sich ähnlich und sah es als ein Zeichen von Kosárys Bedeutung, dass Werke des Historikers auch nach dessen Tod immer noch weiter erscheinen würden.

Das Buch wurde von einem der besten Kenner des Freiheitskriegs, dem Historiker Róbert Hermann, gewürdigt. Tausende von Werken seien in den vergangenen gut anderthalb Jahrhunderten auf ungarischer Seite über die Revolution und den Krieg von 1848/49 publiziert worden, so Hermann, Kosárys Darstellung gehöre aber seiner Meinung nach zu den zehn wichtigsten. Kosáry wähle eine ganz besondere Perspektive, indem er die Einstellung der maßgeblichen europäischen Mächte einer eingehenden Prüfung unterwerfe und auch das Verhältnis der Ungarn zu den mitwohnenden Nationalitäten, den Rumänen und Serben, den Kroaten und Slowaken, untersuche. Ebenso analysierte er die im Gesamtzusammenhang wichtige Politik der polnischen Emigration in Westeuropa. Hermann nahm, wie Kosáry selber, die ungarische Führung in Schutz gegen die Vorwürfe, sie sei zu naiv und zu ängstlich oder aber zu wagemutig gewesen. Auf gleiche Weise pflichtete er auch Kosárys Kritik bei: die Absetzung der Habsburger von Thron im April 1849 sei zwar moralisch berechtigt, jedoch als politischer Schritt nutzlos oder sogar schädlich gewesen. Mit Bewunderung sprach Hermann sodann über Kosárys Meisterleistung, die vielen Stränge der Handlung in der Struktur des Buches zu meistern.

Andreas Oplatka schließlich berichtete über die nicht ganz einfache Geschichte der Entstehung des deutschsprachigen Bandes. Als Initiator der vorliegenden Ausgabe bekannte er sich zur Meinung, dass Kosárys Buch bei der Darstellung des damaligen österreichisch-ungarischen Konflikts beide Seiten gleichermaßen distanziert behandele. Die Ereignisse von 1848/49 seien auf österreichischer wie auf ungarischer Seite lange ein Gegenstand nationalistischer Geschichtsschreibung gewesen. Die Standpunkte hätten sich in den vergangenen Jahrzehnten zunehmend angenähert. Der Übersetzer und Mitherausgeber ist indessen der Ansicht, dass Kosárys Werk in bisher bester Form einen gemeinsamen Nenner enthalte. Deshalb schien ihm wichtig, dass dieses Werk auch auf Deutsch vorliegen sollte.

Text: Henriett Kovács

>>> Magyarul: Kosáry Domokos munkájának német nyelvű bemutatója az Andrássy Egyetemen

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