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Die Zukunft der Diplomatie
Zentrum für Demokratieforschung
Vortrag von Volker Stanzel im Rahmen der gemeinsamen Vortragsreihe „Modernes Regierungshandeln in Zeiten der Globalisierung" der Deutschen Botschaft Budapest und des Zentrums für Demokratieforschung.

Volker Stanzel, ehemaliger Botschafter der Bundesrepublik Deutschland und zurzeit Fellow der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), gab in seinem Vortrag am 12. Mai 2016 – nach einer kurzen Begriffsdefinition – zunächst einen historischen Überblick über die Geschichte der Diplomatie. Er stellte fest, dass, so lange, wie es den Krieg schon gebe, menschliche Gemeinschaften auch nach friedlichen Lösungen gesucht hätten. Nach der ersten Etablierung von Botschaftern und Gesandten sei die Diplomatie im Laufe der Zeit immer komplexer geworden. Bis zum Ende des ersten Weltkrieges habe die Auffassung geherrscht, dass Krieg ein legitimes Mittel der Politik sei. Aufgrund der Kriegserfahrungen habe sich dieses Bild allerdings geändert. Nach dem zweiten Weltkrieg habe sich die Entwicklung der Diplomatie dann beschleunigt. Sie sei offener, demokratischer und spezialisierter, aber auch umfassender und politischer geworden.

Heutzutage sei die Diplomatie ein Instrument für Jedermann. Die heutige Diplomatie erstrecke sich auf viele gesellschaftliche Bereiche und stehe daher für die Interessen verschiedener Akteure. Zur Erklärung der Herausforderungen der Diplomatie der Zukunft stellte Stanzel vier grundlegende globale Veränderungsprozesse heraus. Erstens führe die Globalisierung der Wirtschaft zu Interdependenzen der nationalen Volkswirtschaften. Zweitens seien ebenso die Interessen organisierter und nicht-organisierter Öffentlichkeit im Inland wahrzunehmen. Innenpolitik und Außenpolitik ständen heute in Wechselwirkung zueinander. Drittens steige weiterhin die Anzahl der international tätigen staatlichen und nicht-staatlichen Akteure. Dieses führe vor allem zu noch mehr Komplexität in internationalen Verhandlungen. Viertens sieht Stanzel die steigende Geschwindigkeit von Kommunikation als eine weitere zentrale Herausforderung für die Diplomatie.

Insgesamt seien diese Veränderungsprozesse zum einen Herausforderungen für die Diplomatie, zum anderen würden sie aber auch neue Möglichkeiten bieten, die die Handlungsfähigkeit der Diplomatie steigern könnten. Dies habe allerdings den Nachteil, dass – bei einem größer werdenden Aktionsraum – die Zeit zur Reflexion einzelner Entscheidungen knapper werde. Der Charakter der Diplomatie verändere sich und die zunehmenden Interaktionsnetze würden die autonome Entscheidungsfähigkeit von Regierungen einschränken. Letztlich führe diese Gesamtentwicklung immer mehr zu einer Entstaatlichung der Diplomatie. Daher müssten außenpolitische Ziele neu gestaltet werden sowie innenpolitisch vertreten und erklärt werden. Denn die heutige und zukünftige Diplomatie werde von den Bürgern getragen.

Im Anschluss an den Vortrag wurde weiter die Frage der Diplomatie der Zukunft diskutiert. Einzelne Punkte waren die Frage nach den Herausforderungen der modernen Kommunikation, der Diskrepanz zwischen Wissen und Information, sowie Fragen des Protokolls und der Immunität in der Diplomatie des 21. Jahrhunderts.

Text: Julia Peters

2024-7 August 2024 2024-9
 
 
 
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