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Deutsch in Mittel-, Ost- und Südosteuropa

Das Forschungszentrum Deutsch in Mittel-, Ost- und Südosteuropa (FZ DiMOS) der Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Regensburg veranstaltete vom 1. – 3. Oktober 2015 gemeinsam mit dem Institut für Germanistik der Philosophischen Fakultät der Eötvös-Loránd-Universität Budapest (ELTE) und der Fakultät für Mitteleuropäische Studien an der Andrássy Universität Budapest (AUB), seine zweite Jahrestagung zum Thema Deutsch in Mittel-, Ost- und Südosteuropa – Geschichtliche Grundlagen und aktuelle Einbettung.

Die von der Hanns-Seidel-Stiftung, der Konrad-Adenauer-Stiftung, der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, sowie von der Autonomen Region Trentino-Südtirol unterstützte Tagung fand in Budapest in den Räumlichkeiten der Eötvös-Loránd-Universität und der AUB statt. Das vornehmliche Anliegen des FZ DiMOS ist es, die deutsche Sprache im östlichen Europa im Rahmen der historischen und gegenwärtigen Mehrsprachigkeitssituation dieses Raumes zu erforschen und zu dokumentieren. Dementsprechend hatte das dreitägige Programm, an dem 90 Vortragende aus 19 Ländern teilnahmen, einen umfassenden Überblick über die aktuelle Forschung zur historischen und gegenwärtigen Rolle der deutschen Sprache im östlichen Europa aus den Bereichen der Sprachwissenschaft, der Didaktik und dem gesamten Feld der Kulturwissenschaften zu bieten.

In Übereinstimmung mit dem Profil der AUB stand im Mittelpunkt der Vorträge des Vormittagspanels des zweiten Konferenztages, das am 2. Oktober im Spiegelsaal der AUB veranstaltet wurde, Deutsch als Sprache der Wissenschaft und der Wirtschaft in den Ländern Ostmitteleuropas. Nach der Begrüßung der Teilnehmer durch Prof. Dr. Hendrik Hansen (Prorektor der AUB), Prof. Dr. Hermann Scheuringer (Leiter des FZ DiMOS) und Frank Spengler (Leiter des Auslandsbüros Ungarn der Konrad-Adenauer-Stiftung) hielt AUB-Rektor Prof. Dr. András Masát den Eröffnungsvortrag zu „Deutsch als Wissenschaftssprache und unsere Region“. In seinem Beitrag wies er darauf hin, dass in der Zeit nach der politisch-gesellschaftlichen Wende 1989 die traditionell herausragende Stellung des der deutschen Sprache in der ostmitteleuropäischen Region zugunsten des Englischen an Terrain verloren hatte. Er unterstrich jedoch, dass Chancen für die „Revitalisierung” der deutschen Sprache als Vermittlersprache vorhanden seien: Durch die wachsende politische und wirtschaftliche Rolle und Bedeutung Deutschlands (und Österreichs) bei der Gestaltung eines vereinten Europas steige der „Gebrauchswert” der deutschen Sprache. In Mittel- und Osteuropa solle aber auch die Wissenschaftssprache Deutsch gefördert werden. Ein – auch in sprachlichem Sinne – direkter Wissenstransfer sei notwendig und erwünscht, so z.B. in der Rechtswissenschaft wegen der vergleichenden Aspekte im europäischen Rechtssystem, in dem immer breiteren Wissensbereich Kulturwissenschaften, in den Geschichtswissenschaften, in der Politikwissenschaft und natürlich in der Sprache der Wirtschaftswissenschaften. Im abschließenden Teil seines Vortrages deutete Prof. Masát auf die in diesem Zusammenhang herausragende Rolle der AUB hin, an der Deutsch als wissenschaftliche Kommunikationssprache verwirklicht werde und das Studienangebot wichtige Bereiche der Humanwissenschaften abdecke.

Im seinem anschließenden Plenarvortrag Wirtschaftssprache im Wandel erinnerte Prof. Dr. Dietmar Meyer (Professur für Wirtschaftstheorie im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der AUB) daran, dass zu Beginn des 20. Jahrhunderts Deutsch die „Sprache der Wissenschaft” gewesen sei, auch in einigen Bereichen der Volkswirtschaftslehre. Dies habe sich in der Gegenwart zum Englischen gewandelt, was die Frage nach der Bedeutung dieser Entwicklung aufwirft. In seinen Erörterungen, die auch einen weiten philosophischen Horizont für die diakronische Annäherung entwarfen, zeigte Prof. Meyer u. a. jenen langen Zeitraum auf, in dem die Mathematik die „Sprache” der Volkswirtschaftslehre wurde, also eine eher abstrakte Sprache, die einige interessante Parallelen zu Wittgensteins Sprachphilosophie aufzeige. Da eine Sprache immer Kultur sei, solle heute das Vordringen der englischen Sprache auch in der Volkswirtschaftslehre im Zusammenhang des kulturellen Pluralismus betrachtet und bewertet werden.

Dr. Paul Binder (Managing Partner der BINDER & Partners, Budapest) beschäftigte sich in seinem Vortrag „25 Jahre nach der Wende – Deutsch is back again“ mit der sich verändernden Bedeutung des Deutschen im Wirtschaftsleben Ungarns von der Wende bis heute. Danach berichtete Dr. Erika Kegyes (Universität Miskolc) in ihrem Vortag zu „Deutsch im Wirtschaftsraum der Länder der Visegrád-Gruppe“) über die Ergebnisse eines internationalen Forschungsprojekts – durchgeführt von einer polnisch-tschechisch-slowakisch-ungarischen Forschungsgruppe – in den Visegrád-Ländern zu den Fremdsprachenkenntnissen im Allgemeinen und den fachsprachlichen Deutschkenntnisse im Besonderen hinsichtlich der Nachfrage sowohl von Seiten der Global Players der Wirtschaft als auch in den kleinen und mittelständischen Unternehmen. Ágnes Einhorn (Universität Miskolc) sprach anschließend zu „Mehrsprachigkeit in der Theorie und in der Praxis“.

Abschließend moderierte Prorektor Prof. Hansen eine Podiumsdiskussion mit allen Vortragenden zum Status der deutschen Sprache als Wirtschafts- und Wissenschaftsprache Teil. Die Veranstaltung endete mit einem Empfang der Konrad-Adenauer-Stiftung im Andrássy-Saal der AUB. 

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