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Bamberger Universitätspräsident über die Grundlagen der universitären Nautik
Fakultät für Internationale Beziehungen

Im Rahmen der Ringvorlesung „Wettbewerbsfähigkeit und Bildung“ lud die Fakultät für Internationale Beziehungen am 29. Oktober 2013 Prof. Dr. theol. Dr. phil. habil. Godehard Ruppert zum Vortrag „Wie leitet man eine Universität? oder: Die Grundlagen der universitären Nautik“ ein. Herr Ruppert ist seit April des Jahres 2000 Präsident der Otto-Friedrich-Universität Bamberg und hat damit in Deutschland die zweitlängste Amtszeit als Universitätspräsident inne.

Die bereits im Titel der Veranstaltung postulierte Analogie zur Seefahrt wurde während des Vortrags beibehalten. Einleitend wies Herr Ruppert darauf hin, dass er die Universität Bamberg nicht als Tanker, sondern eher als Segelboot betrachte. Auf diesem Segelboot könnten Skipper und Matrosen abweichende Meinungen haben, trotzdem kämen sie am Ende im gleichen Hafen an.

Herr Ruppert gab zunächst einen Überblick darüber, was seiner Meinung nach wichtige Grundlagen der Leitung einer Organisation seien. Das folgende Zitat kennzeichnet, was Herr Ruppert als besonders wichtig erachtet: „Leadership und aufrichtiges Interesse für die Menschen gehören zusammen. Man benötigt große Energie, aber auch Respekt und Ehrfurcht vor Menschen.“

Herr Ruppert wies darauf hin, dass man heutzutage in Deutschland von einer „Führungsinflation“ sprechen könne, da es mehr als zwei Millionen Menschen in Führungspositionen gäbe. Herr Ruppert sieht dadurch die Gefahr, dass wirkliche Führungskompetenzen verloren gingen. 

Er stellte fest, dass sich die Grundlagen der Nautik, der Führung eines Schiffes dramatisch verändert haben, aber gefahren würde in der Praxis nach dem alten Muster. 

Darüber hinaus betonte Herr Ruppert, dass Theorie und Praxis nur gemeinsam wettbewerbsfähig seien. Wenn es um die Wettbewerbsfähigkeit ginge, die doch auf dem Markt der profitorientierten Unternehmen einer der wichtigsten Faktoren sei, ließe sich mit Recht die Frage stellen: „Kann man eine Universität so führen wie eine Wirtschaftsorganisation?“. Der Präsident definierte dies als eine Grundfrage.

Um der Antwort näher zu kommen, müsse man die Universität als eine Organisation untersuchen. Die Betrachtung der Universität als Mehrebenensystem bildete daher den zweiten Schwerpunkt seines Vortrags. Herr Ruppert charakterisierte die Universität als eine lose verkoppelte komplexe Organisation, die mit einem Unternehmen nicht gleichgesetzt werden könne. In diesem komplexen Mehrebenensystem bilde der Staat den wichtigsten externen Bezugspunkt. Durch Gesetzgebung und Finanzierung sei er der wichtigste Förderer von Bildung. Als wichtige interne Ebenen nannte Herr Ruppert Lehrstühle, Institute und Fakultäten. Universitäten seien wissenschaftliche Betriebe und die Wissenschaftsbranche eine Wachstumsindustrie. Die Aufgabe des Leiters einer Bildungsstätte bestehe vor allem in der Förderung neuer Forschungsprojekte und Transformation. Seine Prinzipien für die Führung von Mitarbeitern formulierte Herr Rupert er erneut mit einer nautischen Metapher: „Die Mitarbeiter erwarten von einem Kapitän Stabilität, klare Verhältnisse und Führungskompetenz.“

Zum Schluss seines Vortrags teilte Herr Ruppert noch seine vier persönlichen Regeln zur erfolgreichen Leitung einer Universität mit:

1) Vermeide feste Machtkonstellationen!

2) Handle und Leite unaufdringlich!

3) Halte Ablademöglichkeiten bereit!

4) Sei beharrlich!

Nach dem Vortrag entwickelte sich eine lebhafte Diskussion. Auf die Frage: „Wer sind wir, die Studenten, auf einem Boot?“ lautete die Antwort von Herrn Ruppert: „Die Studenten sind in manchen Fällen Matrosen, aber in bestimmten Situationen nur Reisende auf dem Schiff.“

Text: Dávid Bán, Franciska Geng, Angéla Szittya

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