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Auftaktveranstaltung der "Diplomatischen Gespräche" an der AUB
Fakultät für Internationale Beziehungen
Studierende im Gespräch mit dem Schweizerischen Botschafter in Ungarn, S. E. Jean-François Paroz

Am Montag, den 21. Oktober 2013 lud die Fakultät für Internationale Beziehungen der Andrássy Universität Budapest zur ersten Veranstaltung der Reihe „Diplomatische Gespräche“ ein. Diese Reihe wurde von Seiten der Universität etabliert, um den Studierenden informelle Gespräche mit aktiven Diplomaten zu ermöglichen. Dabei sollen Studenten einen Überblick über die konkreten Aufgaben von Diplomaten erhalten sowie ihnen die Möglichkeit gegeben wird, einen einmaligen Blick hinter die Kulisse der Diplomatie zu werfen. Fragen jeder Art sind hierbei nicht nur erlaubt, sondern erwünscht. Um es mit den Worten des Gastes S. E. Jean-François Paroz, Schweizerischer Botschafter in Ungarn, auszudrücken: „Fragen Sie mich gerne undiplomatisch, und ich werde Ihnen undiplomatisch antworten.“

Unter der Anwesenheit des Rektors der Universität Prof. Dr. András Masát, des Dekans der Fakultät für Internationale Beziehungen, Dr. Dr. Dietrich F. R. Pohl sowie der Kultur- und Bildungsreferentin der Schweizerischen Botschaft, Frau Katalin Györy, wurde die Veranstaltung durch den Leiter der Professur für Politikwissenschaft III, Dr. Zoltán Tibor Pállinger eröffnet. Dabei wurde auf den beeindruckenden Werdegang des Botschafters verwiesen. Als Absolvent der Geschichtswissenschaft sowie der Internationalen Beziehungen umfasst seine Karriere unter anderen Stationen als Stabschef des Koordinationsbüros des Staatssekretärs in Bern, Kommissar für die Organisation des XIII. Gipfels der Frankophonie in Montreux sowie einen Aufenthalt als Botschafter in Senegal. Neben dem Startschuss der neuen Gesprächsreihe konnte überdies gleich zu Beginn den Studierenden eine erfreuliche Nachricht übermittelt werden: Just vor ein paar Minuten wurde ein neuer Kooperationsvertrag der Schweizerischen Botschaft in Ungarn mit der Andrássy Universität Budapest sowie dem Ungarischen Außenministerium unterzeichnet.

Wichtig war es Botschafter Paroz besonders, Antworten auf die Fragen zu geben, wie man Diplomat wird, was ein Diplomat macht und wie man ein erfolgreicher Diplomat wird. Als Grundvoraussetzung eines erfolgreichen Diplomaten nannte er vorab die Kriterien des „Klug seins“ und der Sozialkompetenz. Diese sei besonders wichtig, sodass sich Menschen wohlfühlen im Umfeld eines Diplomaten und gute Arbeitsbeziehungen beziehungsweise Netzwerke entstehen können. Jedoch trat er im selben Atemzug dem Klischee des Botschafters als „reiner Networker“ entgegen. Er betonte mit einem Lächeln, „dass es sich mit einem Glas Wein manchmal ein wenig besser sprechen lasse“, doch sei dies eine falsche Vorstellung, welche die Mehrheit über das Berufsfeld des Diplomaten hat. Netzwerke schließen und fördern ist Teil der Arbeit, doch ergeben sich diese meist von alleine.

Bezüglich den faktischen Kriterien zum Eintritt in den diplomatischen Dienst nannte er neben den gängigen Kriterien der Staatsangehörigkeit, dem Abschluss eines Hochschulstudiums etc., vor allem das Beherrschen von Fremdsprachen. Ohne Kommunikation gäbe es schließlich keine Verständigung zwischen den Menschen weltweit. Hierzu diente der Botschafter selbst als beispielhaftes Vorbild, in dem er als französisch sprechender Muttersprachler in einem perfekten Deutsch, ausgestattet mit einer großen Portion Eloquenz und Wortwitz, die Studierende von sich überzeugte. Darüber hinaus muss formal ein sogenannter „Concours“ bestanden werden, welcher jährlich stattfindet und welchen lediglich die Besten vierzehn eines Jahrganges bestehen. Dieses „Concours“-Verfahren gibt es in sehr vielen Ländern, führte er fort, so auch in Deutschland.

Und nein, „Diplomaten verhandeln nicht rund um die Uhr.“ Dies sei ein weiteres Klischee, welches unberechtigterweise vorherrsche. Wie das Networking, gehöre das Verhandeln zum Beruf dazu, aber so ist dies lediglich ein Teil der Arbeit. Oftmals wird das Verhandeln sogar von reinen Fachexperten übernommen. Als Beispiel nannte er das erst kürzlich von ihm unterschriebene, jedoch nicht selbst verhandelte Doppelbesteuerungsabkommen in Ungarn. Doch: „Wo bringt ein Diplomat nun konkret einen Mehrwert für eine Regierung?“ Die Aufgaben eines Diplomaten sind hierbei sehr vielseitig. Über Betreuung von Projekten, dem Ausschauhalten nach neuen Kooperationspartnern, regelmäßig zu verfassenden Berichte an die Zentrale über jegliche innen- und außenpolitische Entwicklungen im Sendeland, hat ein Diplomat im Besonderen als Korrektiv und Balance der jeweiligen Presse zu dienen und für eine Klarheit der Entwicklungen im jeweiligen Land zu sorgen. Seiner Meinung nach diene ein Diplomat der Beobachtung und der Analyse und sei eben letztendlich ein Repräsentant. Einer der großen Vorzüge, die man bezüglich der Arbeit eines Diplomaten genießt, sei die große Freiheit. Zwar wird Außenpolitik grundlegend in der Zentrale in Bern betrieben, doch gewinnen die Außenvertretungen durch die in der Schweiz wichtige Innenpolitik an enormen Freiheiten. Ein Diplomat könne auf Eigeninitiative demnach sehr viel gestalten.

Für den Erfolg entscheidend ist hierbei die Fähigkeit, die Erwartungen der Zentrale zu kennen und die Arbeit in hoher Qualität abzuliefern. Besonders wichtig sei jedoch, dass man Freude an der Arbeit habe und zufrieden sei. Nur so könne Sozialkompetenz ausgestrahlt werden, welche wie eingangs erwähnt, unumgänglich für einen erfolgreichen Diplomaten ist. Doch fügte er abschließend und relativierend hinzu, „dass eine schöne Karriere manchmal nichts anderes sei als eine Lotterie.“ Wollen wir also hoffen, dass viele Studierende der Andrássy Universität Budapest neben dem erfolgreichen Abschluss ihres Diplomes auch ein bisschen Glück in der Lotterie haben werden.

Text: Katrin Krämer

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