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Aufgaben eines Kulturinstituts im Gastland - Das Goethe-Institut
Im Rahmen der Ringvorlesung Public Diplomacy und der Lehrveranstaltung Strategien in der Kulturdiplomatie war die Leiterin des Goethe-Instituts Budapest, Frau Jutta Gehrig, am 10. März 2015 Gast an der AUB.

Anhand konkreter Projektmaßnahmen der deutschen auswärtigen Kulturpolitik in Ungarn stellte Gehrig das institutionelle Gefüge und die strategische Ausrichtung der deutschen Kulturinstitute im Ausland vor. Die Bedeutung der Kulturdiplomatie nehme innerhalb der deutschen Außenpolitik an Bedeutung zu, so Gehrig. So zeichnete sie die Entwicklungslinie der Kulturdiplomatie von der  Lancierung unter Willy Brandt bis hin zu Essentialisierung durch Frank Walter Steinmeier nach und machte so jene Tradition sichtbar, in der auch heutige Bemühungen stünden. Seinen Bedeutungszuwachs wiederum erlange das Goethe-Institut durch die konsequente Implementierung seines Leitbildes „Sprache. Kultur. Deutschland.“, das neben der selbstverständlichen Bekanntmachung deutscher Sprache und Kultur, auch die Vermittlung bundesdeutscher Interessen und Werthaltungen umfasse. Auf diese Weise würde eine nachhaltige und fundierte Imagepflege Deutschlands im weltweiten Ausland impliziert, wie Gehrig zu bedenken gab.

Im Aufgabenbereich der Sprachvermittlung könne das Goethe-Institut in zweifacher Hinsicht auf eine erfolgreiche Bilanz verweisen: Zum einen seien bei den Sprachkursen des Instituts weltweit eine steigende Nachfrage zu verzeichnen, zum anderen ermöglichten die dadurch zusätzlich generierten Eigenmittel dem Goethe-Institut Unabhängigkeit und finanzielle Kontinuität. Sollten die öffentlichen Zuwendungen abnehmen, könne man im Falle des Goethe-Instituts durchaus von einer gewissen Krisenresilienz sprechen.

Ein zentraler Aufgabenbereich des Goethe-Instituts sei etwa die Sprachvermittlung, so Gehrig. Aus ihren Ausführungen ließ sich ableiten, dass sich die Kurse gerade im Fall Ungarns größter Beliebtheit erfreuten und die Nachfrage stets steige. Neben den seit Jahrhunderten engen und freundschaftlichen Beziehungen und Verwandtschaften der beiden Länder sei dies nicht zu nicht zuletzt mit Werbekampagnen zu erklären, die das Ungarische mit der Zielsprache Deutsch verbänden. Aktuell werbe das Goethe-Institut in Ungarn etwa mit der charmanten Formulierung Nem kunszt. Ugye?! Nem kunszt.

In der Kulturarbeit wende sich das Goethe-Institut Budapest an die breitere Öffentlichkeit, gleichsam aber auch an ausgewählte Zielgruppen; hierbei ist es hervorragend vernetzt: Das deutschsprachigen Filmfestival Szemrevaló finde jährlich in Kooperation mit dem Österreichischen Kulturforum und der Schweizerischen Botschaft in Ungarn statt und ziehe zahlreiche Besucher jeden Herbst ins Müvész mozi. Im Rahmen der Talentförderung verfüge das Goehte-Institut über spezielle Programme für ungarische Nachwuchsmusiker. Der diesjährig fokussierte Slogan Spiel solle dazu beitragen, das mitunter steife Deutschlandimage durch moderne Ausstellungen und Events abzutragen. Dabei werde deutlich, dass das Goethe-Institut sowohl auf Hochkultur als auch  zeitgenössische Subkultur baue und diese fördere. Für die Qualitätssicherung der kulturellen Angebote seien dabei institutionalisierte Expertenbeiräte verantwortlich. Bei der Vermittlung eines modernen und offenen Eindrucks von der Bundesrepublik stünden die Aspekte Facettenreichtum und Vielfalt im Zentrum des Interesses: Nicht „deutsche Kultur“, sondern „Kultur aus Deutschland“ werde dem Ausland „angeboten“, wobei Herkunft und Staatsangehörigkeit der Künstler eine untergeordnete Rolle spielten, solange diese ihren Lebensmittelpunkt in Deutschland hätten.

Im letzten Teil der Präsentation ging Gehrig auf die Steuerung und die institutionellen Besonderheiten des Goethe-Instituts ein. Dabei wurde vor allem die Rechtsform und das reformierte Verhältnis zum deutschen Auswärtigen Amt diskutiert. Bei der inhaltlichen und instrumentellen Konkretisierung und Implementierung der Zielvereinbarungen zwischen dem Auswärtigen Amt und dem Goethe-Institut verfüge Letzteres heute über wesentlich mehr Spielraum und Flexibilität als in der Vergangenheit.

In der abschließenden Diskussion thematisierte die Zuhörerschaft zusammen mit Gehrig den spezifischen Kulturbegriff, der der deutschen Kulturdiplomatie zu Grunde liegt und erörterte Chancen für Kulturinstitute kleiner Staaten. Hierbei wurden die Möglichkeiten von Partnerschaften und das Wecken kultureller Neugier betont.

Text: Lorenz Fischer/Ágnes Wörster

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