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The Balkans: Proximity and Neigbourhood
Am 22. und 23. April richtete die Andrássy Universität mit Unterstützung der Hans-Seidel-Stiftung einen internationalen Workshop mit dem Titel „The Balkans: Proximity and Neighbourhood“ aus.

Der internationale Workshop zielte darauf ab, die Region aus verschiedenen innovativen Blickwinkeln zu betrachten, um so ihre subjektive und objektive Position gegenüber dem übrigen Europa zu bewerten. Die Teilnehmenden kamen aus verschiedenen europäischen Ländern und vertraten diverse wissenschaftliche Disziplinen.

Die Balkanregion liegt in der Nachbarschaft der Europäischen Union und ist fester Bestandteil des europäischen Kontinents und seiner Geschichte. Der Workshop zielte darauf ab, den westlichen Balkan von seinem Image als Enklave zu befreien, um eine konstruktivere Analyse und umfassende europäische Perspektiven zu bieten. Hinter der Bezeichnung „Westbalkan" verbirgt sich eine Reihe von Ländern, die in eine größere makro- und interregionale Realität eingebettet sind. Deren interdisziplinäre Kartierung soll deutlich machen, wie eng die Länder mit ihrem EU-Umfeld verbunden sind. Dieser neue konzeptionelle Rahmen dient außerdem dazu, wiederkehrende Fragen zu Integration und Demokratie zu erläutern. Nähe und Nachbarschaft als Konzepte haben das Potenzial, die Region neu zu denken, anstatt einen Teil von ihr aus europäischen Debatten auszuschließen.

Organisiert wurde der Workshop von Dr. Christina Griessler, wissenschaftliche Mitarbeiterin für das Netzwerk Politische Kommunikation (netPOL) sowie von Dr. Ádám Bence Balázs, Dozent an der AUB und Fellow Researcher am Laboratoire de Changement Social et Politique der Universität Paris. Rektor Prof. Dr. Zoltán Tibor Pállinger begrüßte die internationalen Gäste und eröffnete das Treffen.

In einer Keynote Speech teilte Dr. Ivan Vejvoda, amtierender Direktor des Instituts für die Wissenschaften vom Menschen in Wien (IMW), langjähriger Direktor am German Marschall Fund for the United States und ein zentraler Akteur der demokratischen Oppositionsbewegung in Jugoslawien während der 1990er-Jahre, seine persönlichen wie beruflichen Erfahrungen aus der Transformation der ehemaligen Republik in die heutigen Nationalstaaten. Mit Blick auf die Herausforderungen der Region und deren Verflechtungen mit westlichen Partnern plädierte er dafür, die geo-politischen und geo-ökonomischen Verbindungen zu nutzen und gemeinsam neue Wege für einen verbesserten Dialog und eine engere Partnerschaft zu finden.

Auf dem ersten Panel skizzierten Dr. Ádám Bence Balázs und Dr. Christina Griessler die aktuelle Debatte um den sogenannten „Westbalkan“ und die Beziehungen der Staaten zum Rest Europas. Balázs folgte den heterogenen Entwicklungen der Europäischen Union und ihrer Mitgliedstaaten und plädierte dafür, die Vielfalt des Kontinents als eine progressive Kraft zu nutzen und den zukünftigen Mitgliedsstaaten nicht zuletzt aus der Erfahrung der eigenen Geschichte heraus mehr Empathie entgegenzubringen. Griessler zeigte außerdem anhand geografischer, wirtschaftlicher, demografischer und sicherheitspolitischer Argumente, wie eng die Region, die von Mitgliedsstaaten der EU umgeben ist, bereits mit dieser verbunden ist und betonte die Wichtigkeit regionaler und übergreifender Zusammenarbeit.

Nach der Mittagspause widmete sich das zweite Panel historischen, religiösen und kulturellen Verbindungen in der Region und der Frage, welche Konsequenzen sich aus diesen ergeben. Dr. Etleva Lala, Dozentin für Ost- und Mitteleuropäische Geschichte und Albanologie an der Eötvös Loránd Universität Budapest (ELTE), beschrieb die vielfältigen verbindenden Elemente von Religion auf dem Balkan im Mittelalter gegenüber den modernen ethno-nationalistischen Differenzen. Historiker und AUB-Gastdozent Dr. Marc-Stefan Peters stellte die Grundlagen seiner Studie zu den russischen und österreichischen Einflüssen auf die Region Vojvodina in Serbien vor, und Vedran Obućina, tätig am Lehrstuhl für die Geschichte Südost- und Osteuropas an der Universität Regensburg, berichtete aus der Praxis interreligiöser Verständigung in Bosnien-Herzegowina. Allen Vorträgen folgten vertiefende und weiterführende Diskussionen.

Der zweite Workshoptag begann mit einem Vortrag von Prof. Dr. Dragan Prole, Professor für Philosophie an der Universität Novi Sad, in dem er das negative Image des „Balkans“ in der EU erklärte. Dieses könne in seinem Verständnis nur durch einen gegenseitigen kulturellen Austausch korrigiert werden. Dazu brauche es mutige und engagierte politische Eliten sowie neue Räume für einen überregionalen öffentlichen Austausch. Im anschließenden dritten Panel stellte zunächst Dr. Maria Mexi, Senior Fellow am Geneva Graduate Institute, Beraterin des griechischen Präsidenten und ehemals Expertin bei der Europäischen Kommission, ihre Untersuchung zum demokratischen Rückschritt auf dem Balkan aus politiktheoretischer Sicht vor. Als zentrale Triebkräfte identifizierte sie defizitäre Übergänge vom Ein- zum Mehrparteiensystem, die Transformation von politischen zu wirtschaftlichen Eliten durch Liberalisierungs- und Privatisierungsprozesse und die Missachtung formaler Institutionen, vor allem des Rechtsstaats. Daraus ergebe sich die zentrale Frage, wie im Parteiensystem neue demokratische Dynamiken freigesetzt werden können, um die negativen Folgen dieser Entwicklungen nicht weiter zu zementieren.

Frauke Seebass, Doktorandin am Interuniversitären Netzwerk Politische Kommunikation der AUB, stellte ihre Untersuchung ethno-territorialer Argumentationsstrukturen im von der EU geführten Dialog zwischen Serbien und Kosovo vor und kam zu dem Schluss, dass dieser nur Erfolg haben könne, wenn diese Dynamiken durch einen ehrlichen politischen Prozess ersetzt würden, wozu zunächst die Klärung der Statusfrage Kosovos innerhalb der Union nötig sei. Dr. Christopher Walsch, Associate Professor am Institut für internationale, politische und regionale Studien der Corvinus Universität Budapest, schloss das Panel mit einer Vorstellung des politischen und literarischen Wirkens des jugoslawischen Schriftstellers und Diplomaten Ivo Andrić, der 1961 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet wurde. Obschon sein außenpolitisches Wirken im und nach dem Zweiten Weltkrieg nicht unumstritten ist und Teile seiner fiktionalen Werke in den 1990er-Jahren zu Propagandazwecken missbraucht wurden, war er zeit seines Lebens Antinationalist und Intellektueller, der die europäische Zugehörigkeit seiner Herkunftsregion nie infrage stellte. 

Der Workshop endete mit einer Abschlussdiskussion über eine zukünftige Vertiefung und Erweiterung der Debatte. Gemeinsam mit dem Geneva Graduate Institute wird demnächst eine Artikelserie veröffentlicht, die zentrale Themen des Workshops aufgreifen wird. Außerdem sind weitere Workshops, Veranstaltungen und Publikationen geplant, die den Austausch zwischen VertreterInnen aus Wissenschaft, Politik und Praxis zur Rolle und Rezeption des Balkans in Europa gemeinsam mit der Region ermöglichen soll.

Frauke M. SEEBASS

 

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