Am 27. September 2012 luden das Österreichische Kulturforum (ÖKF) Budapest und die Andrássy Universität (AUB) zur ersten Hammer-Purgstall-Vorlesung in der Bibliothek des ÖKF an der AUB ein.
Vielmehr als um eine Vorlesung handelte es sich dabei um eine Gesprächsrunde zum Thema „Muslime in Österreich“. Anlass für die Diskussion gab die Veröffentlichung des Buches „Muslime in Österreich“, herausgegeben von Prof. Susanne Heine (Uni Wien). Zum Auftakt stellte Frau Prof. Heine dem Publikum das Buch vor, dessen Autorschaft sie mit zwei Kollegen teilt. Dabei gab sie einen Überblick über die Geschichte des Islam in Österreich, die de facto eine sehr lange ist, de jure aber eine noch sehr junge. Im Anschluss informierte sie über die tatsächliche statistische und lebensweltliche Situation von Muslimen in Österreich und stellte sich schließlich der Frage, ob der Islam in irgendeiner Weise eine 'gefährliche' Religion sei, ein Ton der im Alltagsdiskurs leider viel zu häufig angeschlagen wird. Prof. Heine beantwortete die Frage mit der klaren Aussage, dass von der islamischen Religion keinerlei Bedrohung ausginge, da eine etwaige Gefahr allein von den Menschen ausgehen könne, was für jeden anderen Glauben ebenfalls gelte. Dies steht im Einklang mit dem von Prof. Heine einleitend aufgestellten Anspruch des Buches, einen Beitrag zu einem Dialog zu leisten, in dem alle Parteien „genauer hinschauen“. Denn, so Prof. Heine, die westliche Welt sei immer nur dann bereit, sich mit Vorgängen in der islamischen zu beschäftigen, wenn es dazu einen akuten Anlass, z.B. eine Krise, gäbe. Dahingegen sei die islamische Welt kontinuierlich bestens darüber informiert, was sich in in anderen Kulturen abspielt.
Mit dieser klaren Position war ein Einstieg in die Diskussion gemacht, die dann von den Teilnehmern der Gesprächsrunde aufgegriffen wurde. Das Panel bestand neben Frau Prof. Heine aus Frau Prof. Bos und Herrn Dr. Pállinger (beide Politikwissenschaft, AUB), Herrn Prof. Hamza (Rechtswissenschaften, ELTE; Ungarische Akademie der Wissenschaften) und Herrn Dr. Dr. Pohl (Islam- und Rechtswissenschaften, Auswärtiges Amt). Neben inhaltlichen Punkten kristallisierte sich bald heraus, dass eine zentrale Frage der heutigen Aktualität darin besteht, ob völlige Wertfreiheit in der Begegnung mit islamischen Mitbürgern tatsächlich erreichbar und wünschenswert ist. Diskussionen über diese und andere Fragen wurden im Anschluss an die Veranstaltung bei einem Glas Wein fortgesetzt.
Es bleibt, mit Spannung auf die nächste Veranstaltung in der ÖKF-Bibliothek an der AUB zu warten: Am 16. Oktober um 18 Uhr präsentiert Dr. Karin Kneissl, renommierte Expertin für Internationale Beziehungen, im Rahmen der Bertha von Suttner Vorlesungsreihe ihre Studie „Testosteron macht Politik“ zum politischen Verhalten des Menschen.