In Kooperation mit der Konrad-Adenauer-Stiftung fand am 10. Oktober 2019 ein Gastvortrag des Historikers Prof. Dr. Andreas Rödder mit anschließender offener Diskussion im Spiegelsaal der Andrássy Universität statt.
Nach einer Begrüßung und kurzen Vorstellung durch Herrn Spengler, Vorsitzender des Auslandsbüros Ungarn der KAS, begrüßte auch Herr Dr. Ulrich Schlie den Vortragenden, sowie die Anwesenden. Besondere Begrüßung galt Hans-Gert Pöttering, ehemaliger Präsident des europäischen Parlaments.
Kern des Vortrages von Andreas Rödder war sein neues Buch „Konservatismus 21.0“, in dem er den Konservatismus als Haltung zum Wandel darstellte. Rödder betonte besonders, dass Konservatismus von traditionalistischer und reaktionärer Haltung abgegrenzt werden muss und kategorisiert zwei Arten: liberalen und illiberalen Konservatismus. Für ihn sei nur der liberale Konservatismus zukunftsfähig, nämlich „Dinge zu schaffen, die es sich dann zu bewahren lohnt“.
Rödder erläuterte die Schwierigkeit, einen verbindlichen Kern und konkrete Inhalte von Konservatismus aufzuzeigen, da Konservatismus immer neu begründet werden müsse und immer relativ zu den Umständen sei.
Als Grundlagen des Konservatismus nannte Rödder zum einen den „langen Atem der Zeit“, worin die Beweislast für die Veränderung bei demjenigen der verändern will liegt, was sich in Skepsis gegenüber Moden und Trends zeigt.
Zum anderen sei die Art des konservativen Denkens realistisch und pragmatisch, aber offen für Erfahrungswerte alltagsabgeleitet.
Rödder betonte, dass ein liberaler Konservatismus den Wandel erträglich gestalten wolle und zeigte daraufhin, wie dies für heutige politische Lösungen einsetzbar sei.
Er nannte unter anderem das Problem der ever-closer-union und plädierte für eine flexible europäische Union, die eine sinnvolle Vertiefung der Integration anstrebt, aber sich zugleich auch offen für Rückbau zeigt, wo er nötig ist. Weiter plädierte er für eine Union, die sich auf ihre Kernaufgaben konzentriert.
Desweiteren plädierte Rödder eine liberal-konservative Geschlechterpolitik zu verfolgen, die Ungleichheit aufgrund von struktureller Benachteiligung beseitigt, aber gleichzeitig Ungleichheit aufgrund von persönlichen Entscheidungen akzeptiert.
Bezüglich des Aspektes Asyl und Migration sprach sich Rödder für eine Balance der christlichen Verpflichtung gegenüber Menschen und klaren Regeln der Migrationspolitik aus. In diesem Kontext betonte er die Wichtigkeit der Trennung von Asyl und Einwanderung.
Abschließend plädierte Rödder für eine liberal-konservative Denkweise die „Maß und Mitte“ als Kern beinhaltet, sowie offen und begründungsfähig ist.
In Anschluss auf den Vortrag fand eine Diskussion mit Ulrich Schlie, sowie auch dem Publikum statt.
Daria CHMIELINSKA