Bei dieser europaweiten Veranstaltungsreihe haben Forschende die Gelegenheit ihr Wissen in öffentlichen Vorträgen zu teilen und damit den Austausch zwischen WissenschaftlerInnen und Interessierten anzuregen. Auch in diesem Jahr fanden Veranstaltungen sowohl in Präsenz- als auch in Hybridform statt. Die Teilnehmenden konnten außerdem ihr AUB-Wissen in einem Uni-Quiz testen. Die Veranstaltung wurde durch die Prorektorin für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs der AUB, Prof. Dr. Ellen Bos eröffnet.
Im ersten Block waren Vorträge zur Forschungen in der Politikwissenschaft zu hören, wobei den ersten inhaltlichen Auftakt Dr. Christina Griessler machte. Sie teilte ihre Erkenntnisse zum Thema „Communication in Conflict Situations: Manipulation and Mediation“ mit dem Publikum. Dr. Griessler hob die Rolle der Kommunikation auf gesellschaftlicher Ebene hervor, wodurch in Krisensituationen auch weitere Eskalationen zu vermeiden wären. In dem englischsprachigen Vortrag wurde auch das interdisziplinäre Projekt netPOL vorgestellt, wo im Mittepunkt das Doktorandenkolleg netPOL der Doktorschule der AUB steht.
Dr. Heinrich Kreft, Leiter des Lehrstuhles für Diplomatie II an der AUB, betonte in seinem Vortrag die Bedeutung der Grenzregionen Europas für die Zukunft des Kontinentes. Im Fokus des Vortrages stand die Realität und das Potenzial grenzüberschreitender Zusammenarbeit in Zentraleuropa am Bespiel Ungarns, Sloweniens, Kroatiens und Serbiens. Dr. Kreft betonte, dass viele Grenzregionen Europas in der Vergangenheit immer besonders stark von Kriegs- und damit zusammenhängenden Maßnahmen und Handlungen betroffen waren. Grenzregionen waren aufgrund ihrer peripheren Lage zudem in fast allen Ländern wirtschaftlich benachteiligt. Dieses hat sich in der EU, insbesondere im Schengenraum geändert. In einigen Teilen Europas haben Grenzregionen durch den Wegfall von Grenzkontrollen und dem Ausbau grenzüberschreitender Zusammenarbeit in besonderem Maße vom gemeinsamen Binnenmarkt und seine Vertiefung profitiert.
Der netPOL-Doktorand Stephan Lehrner gab in seiner Zoom-Einführung zum Thema „Wahlkampf auf Social Media Seiten am Beispiel der Nationalratswahl 2019 in Österreich“ einen Einblick in die Nutzung von Facebook und Twitter zu Wahlkampfzwecken. Bei der Auswertung von Facebook- Posts und Tweets von SpitzenkandidatInnen sowie der Parteiaccounts stellte er unter anderem fest, dass die Neos am meisten Gebrauch von Social Media-Plattformen gemacht hätten, insbesondere durch ihre Twitter-Nutzung. Außerdem war bei der ÖVP, welche sich sonst als Wirtschaftspartei präsentiert, nur ein geringer Anteil an wirtschaftspolitischen Inhalten zu finden. Die Neos konnten darüber hinaus als „Dirty Campaigners“ identifiziert werden.
Im zweiten Themenblock der Literatur- und Kulturwissenschaften präsentierte Dr. Orsolya Tamássy-Lénárt zu dem Thema „Die publizistische Tätigkeit und das politische Engagement des Kulturvermittlers Graf Johann Mailáth“. Graf Mailáth ist und war vorwiegend von seiner Tätigkeit als Kultuvermittler und Historiograph bekannt. In dem 1840er Jahren engagierte sich der kaisertreue Autor und Konfident des Wiener Hofes als konservativer Politiker und Redakteur der ebenfalls konservativen Zeitschrift Nemzeti Ujság. Im Vortrag wurde die politische Tätigkeit des Autors analysiert und die Frage seiner Rezeption durch seine Zeitgenossen im Vorfeld politischer Umbrüche des ungarischen Reformzeitalters diskutiert.
Die MES-Doktorandin Anneliese Rieger, die auch schon im letzten Jahr an der Langen Nacht der Wissenschaften beteiligt war, schaltete sich ebenfalls per Zoom in den Spiegelsaal zu. Ihr Vortrag mit dem Titel „Von den Krokodilen an den Ufern des Ideenstroms – Theater, Kritik und Zensur in Wien 1848“ beschäftigte sich mit Texten und Theaterkritiken aus den wenigen Monaten im Jahr 1848, als die Zensur von Kunst aufgrund der Märzrevolution ausgesetzt wurde. Dabei betonte sie insbesondere die Bedeutung des Wiener Volkstheaters als Medium um soziale Umbrüche und zeitgenössische Probleme auf die Bühne zu bringen.
Der Abend wurde durch Führungen durch das Festetics-Palais abgerundet. Dabei gab Andrea Selmeczi Einblicke in die Geschichte des Hauses und in das Leben der BewohnerInnen des Palais und welche Funktionen die heute von der AUB genutzten Räume in der Vergangenheit hatten. Die BesucherInnen konnten sich nach den Führungen auch diejenigen historischen Räume anschauen, die der Öffentlichkeit sonst nicht zugänglich sind. Besonders populär war am Abend das Uni-Quiz, wo Tassen, Mehrwegbesteck, Aufkleber und temporäre Tattoos zu gewinnen waren.
Anne Jüngling