Studierende konnten erfahren, wie es ist, als Diplomat die Brücken zwischen verschiedenen Interessen und Kulturen zu schlagen und komplexe Herausforderungen durch Dialog und Verständigung zu bewältigen.
Nach der erfolgreichen Konferenz „Religion in China“ hatte Dr. Kreft für eine Gruppe von Studierenden noch Besuche bei zwei der drei deutschen diplomatischen Vertretungen in Rom organisiert.
Zunächst ging es zur Ständigen Vertretung der Bundesrepublik Deutschland bei den VN- Organisationen in Rom, die sich die Räumlichkeiten mit der bilateralen Deutschen Botschaft in Italien teilt und dessen Leiter, Botschafter Hans-Dieter Lucas wir auch noch kurz begrüßen konnten. Der Ständige Vertreter bei den VN-Organisationen, Botschafter Joachim Bleicker, stellte die Aufgabenbereiche der Ständigen Vertretung vor. Hauptsächlich geht es um die Vertretung deutscher Interessen bei der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO), dem Welternährungsprogramm (WFP) und dem Internationalen Fond für landwirtschaftliche Entwicklung (IFAD). Thematische Schwerpunkte der Arbeit der Ständigen Vertretung in Rom sind die internationale Landwirtschafts- und Ernährungspolitik, Fragen der ländlichen Entwicklung sowie Humanitäre Hilfe. Interessanterweise ist nicht das Auswärtige Amt innerhalb der Bundesregierung federführend, sondern für die FAO das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) und für das WFP und den IFAD das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).
Herr Bleicker berichtete von den Herausforderungen, die sich daraus ergeben, dass die FAO von dem chinesischen Generalsekretär Qu geleitet wird. Insbesondere Europäer kritisierten, dass Qu die FAO für geopolitische Interessen Chinas nutze, indem insbesondere chinesische Projekte in Afrika gefördert würden. Auch in Slogans der FAO erkenne man die chinesische Handschrift: „Four betters“ (bessere Produktion, bessere Ernährung, bessere Umwelt und besseres Leben). China sei aus seiner Geschichte heraus überzeugt, dass man bessere Lebensstandards und wirtschaftlichen Aufschwung nur mit einer steigenden Produktion erreichen könne. Klimawandel und Umweltschutz spielten dabei eine nebensächliche Rolle.
Anschließend ging es zur Botschaft der Bundesrepublik Deutschland beim Heiligen Stuhl. Bei einem spannenden Gespräch mit Botschafter Dr. Bernhard Kotsch konnten wir vieles über die Besonderheiten der diplomatischen Beziehungen mit dem Vatikan erfahren. Herr Kotsch beschrieb den Heiligen Stuhl als vielfach wegweisenden Akteur in der internationalen Diplomatie, der sich in zahlreichen Initiativen zur Befriedung von Konflikten engagiere.
Die diplomatischen Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und Deutschland seien eher ambivalent, da Deutschland das Land der Reformation sei, und die deutsche katholische Kirche aktuell versuche eine große Reform-Agenda voranbringen. Das werde nicht sehr gerne gesehen beim Heiligen Stuhl. Botschafter Kotsch erläuterte zudem die Veränderungen in der diplomatischen Ausrichtung des Heiligen Stuhls seit dem Amtsantritt von Papst Franziskus. Der Papst setze sich nachdrücklich für einen nachhaltigen Umgang mit natürlichen Ressourcen ein und habe ein neues Verständnis wichtiger Leitbegriffe geprägt. Diese Werte teile Deutschland, allerdings gebe es Differenzen hinsichtlich der Umsetzung. Beide Gespräche gaben den Studierenden einen tiefen Einblick in die Arbeit der deutschen Diplomatie und mit welchen Herausforderungen sie zu kämpfen hat. Die Exkursion wurde vom Auswärtigen Amt finanziell gefördert.
Nic SCHRÖDER