Im Rahmen des Angebots der Fakultät für Internationale Beziehungen an Veranstaltungen zu aktuellen Themen aus Politik und Wirtschaft, konnten Studierende und Professoren der Andrássy Universität Budapest (AUB) am Montag, den 07. Mai 2012 auch an einem äußerst interessanten Vortrag des Schweizer Militärdepartments Dr. Roland Diethelm zum Thema „Friedensförderung und Nation Building - Stand und Perspektiven“ teilnehmen.
Dr. Diethelm erläuterte allen Anwesenden als Einführung die Unterschiede zwischen den beiden Begriffen Friedensförderung und Nation Building, hob aber gleichzeitig auch hervor, dass beide Prozesse meist zeitgleich ablaufen und zudem miteinander verflochten sind. Außerdem betonte er die enorme Bedeutung, die diese Aktivitäten in Zeiten der Globalisierung und vor dem Hintergrund wachsender Interdependenz haben. Besonders interessant war dabei vor allen Dingen die Einschätzung von Dr. Diethelm bezüglich der bisherigen Missionen in Afghanistan, im Kosovo oder Bosnien und Herzegowina, welche er als Beispiele anführte in denen zwar Fehler gemacht wurden, aus denen man aber wichtige Lehren für die Zukunft ziehen kann. Andererseits wurde aber auch anhand positiver Beispiele aufgezeigt, das friedensfördernde und Nation Building-Maßnahmen durchaus auch von Erfolg gekrönt sein können.
Thematisiert wurde, im Laufe des Vortrages und der anschließenden Diskussion, auch der schweizerische Standpunkt sowie ihre Rolle im Nation Building-Prozess. Als besondere Stärken der Schweiz in diesem Zusammenhang sieht Dr. Diethelm die Fähigkeit mit den betroffenen Parteien zu kommunizieren und zusammenzuarbeiten, gemeinsame Konzepte zu entwickeln und zu implementieren anstatt ihnen etwas aufzudrängen. Auch die Anwendung eines ausdrücklichen step-by-step-approaches sieht er als vorteilhaft und am meisten erfolgversprechend. Kritisch beurteilte er hingegen die Tatsache, dass in der Europäischen Union vermehrt in Brüssel Entscheidungen getroffen werden, ohne vorher Experten oder Fachkundige zu Rate gezogen zu haben. Jedoch betonte er trotzdem mit Nachdruck die Verbundenheit der Schweiz mit dem westeuropäischen Wertesystem und dementsprechend auch dem EU-Kurs in Sachen Friedensförderung und Nation Building.
Im Anschluss an seinen Vortrag, stand Herr Diethelm noch für eine Fragerunde zur Verfügung und diskutierte danach mit allen Anwesenden die von ihm angesprochenen Punkte.
Text: Azra Avdagiĉ