An der Andrássy Universität Budapest (AUB) fand am 24. und 25. April 2013 das Treffen der Kanzler der ungarischen Hochschulen (Kollegium der Generalsekretäre, Főtitkari Kollégium) unter der Ägide der Ungarischen Hochschulrektorenkonferenz (Magyar Rektori Konferencia) statt. Am Treffen nahmen 29 Generalsekretäre sowie weitere Rektoren und Vertreter/-innen ungarischer Hochschulen teil.
Dem zweitägigen Programm ging bereits am 23. April ein Vortrag von Prof. Dr. Ulrich Schmoch, Deutsche Hochschule für Verwaltungswissenschaften Speyer (DHV Speyer) zum Thema „Wissenschaftsmanagement” im Andrássy-Saal der AUB voraus.
Prof. Schmoch, welcher ebenfalls am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) tätig ist, wurde dabei von einer Delegation, bestehend aus Prof. Dr. Dorothea Jansen, Lehrstuhlinhaberin für Soziologie der Organisation, Dr. Laure Ognois, Leiterin des Akademischen Auslandsamtes und Katharina Heil, Leiterin der Stabsstelle Studiengangsentwicklung, der Hochschule Speyer, welche auch zu den Partneruniversitäten der AUB zählt, begleitet. Die Gäste aus Speyer waren am 23. und 24. April an der AUB und führten in diesem Rahmen auch Gespräche über die Kooperation der beiden Hochschulen.
Prof. Dr. Stefan Okruch, Prorektor der AUB eröffnete den Vortrag von Prof. Schmoch mit einleitenden Worten zu dessen Person und dem Thema. Schmoch sprach anschließend über den Masterstudiengang „Sciene Management“ an der DHV Speyer und dessen Aufbau. Ebenfalls referierte er über die Erfahrungen mit den Studierenden, welche selbst bereits aktiv beruflich im Wissenschaftsbetrieb tätig sind und somit zu einem enormen Erfahrungsaustausch innerhalb des Studienganges beitragen. Er sprach über den Aufbau der Module, deren Transfer, was auch jeweils vom historischen und nationalen Kontext der Wissenschaftssysteme abhängt, und den Zwiespalt bei der Anwendung von Managementmethoden aus der Betriebswirtschaftslehre im Wissenschaftsbetrieb. So bemerkte er, dass in der Wissenschaft intrinsische Motivation vorherrsche und damit ökonomische Grundannahmen nur teilweise auf das Management in der Wissenschaft übertragbar sind.
Im Rahmen des Treffens der Kanzler fand am Mittwochabend ein Vortrag und eine Podiumsdiskussion zum Thema „Die Rolle des Kanzlers im Hochschulwesen – Erfahrungen und Perspektiven aus Deutschland“ statt. Einleitend begrüßte der Rektor der AUB, Prof. Dr. András Masát die Gäste und wünschte vor allem eine „heiße“ Diskussion zur Rolle des Kanzlers an den Hochschulen. Im Anschluss stellte der Kanzler der AUB, Ákos Domahidi, LL.M. die Teilnehmer/-innen der Podiumsdiskussion vor.
Zum Thema selbst sprach dann zuerst Prof. Dr. Hanns Seidler, Geschäftsführender Vorstand des Zentrums für Wissenschaftsmanagement, welcher ausgehend von der historischen Einordung der Position des Kanzlers in Deutschland auch auf die nationalen Rahmenbedingungen einging und damit die Situation in Deutschland schilderte. Die Änderungen in den letzten 10, 20 Jahren sowie die Einführung des New Public Management führten auch bei den Hochschulen zu erhöhter Autonomie, stärkerem Wettbewerbsdenken und zu einer Dezentralisierung. Dies bedeutete allerdings auch eine erhöhte Verantwortung der Hochschulen und deren Kanzler. Nunmehr vertritt der Kanzler die Hochschule gegenüber dem Staat, während er vorher noch in dessen Auftrag auftrat. Die Funktionen des Kanzlers umfassen die Finanzen, das Personal und dessen Entwicklung, die Immobilien, das IT-System, das Recht und das Controlling an der Hochschule. Der Kanzler findet sich in der Hochschulleitung wieder und seine Hauptaufgaben sind heutzutage Strategieentwicklung, langfristige Entwicklung, Führung, Prozessgestaltung, -effizienz und Personalentwicklung. Als Fazit zu seinem Vortrag stellte Seidler fest, dass die Position des Kanzlers in Deutschland interessant, abwechslungsreich und mäßig bezahlt ist. Als Kanzler hat man es mit zunehmender Freiheit und Internationalisierung zu tun. Dabei haben sie Umgang mit wissenschaftlichem Fortschritt und interessanten Menschen.
Darauf folgend gab Frau Prof. Jansen einen Impulsvortrag zum Thema „Aufgaben des Kanzlers im 21. Jahrhundert – Thesen zur Hochschulgovernance“, wobei sie auf die Führung der Hochschule einging und dabei bemerkte, dass eine Wissenschaftsorganisation nicht wie ein Unternehmen der Wirtschaft zu führen ist. Es verlangt vielmehr nach einer strategischen Planung neben effektiven und schnellen Entscheidungsmöglichkeiten, da der zunehmende Wettbewerb im Wissenschaftssystem dies fordert. Ebenfalls ist ein Gespür bei den unterschiedlichen Gepflogenheiten der Wissenschaftsdisziplinen nötig. Die Bereitstellung eines Qualitätsmanagements sowie die Kompetenz zu wissenschaftlich-technologischem Transfer sind dabei weitere Aufgaben für Kanzler im 21. Jahrhundert.
Zur folgenden Podiumsdiskussion konnte als prominenter Gast Prof. Dr. István Klinghammer, Ungarischer Staatssekretär für Hochschulwesen begrüßt werden. Weiterhin nahmen Prof. Seidler, Prof. Jansen und Dr. Zoltán Rónay, Vorsitzender des Kollegiums der Generalsekretäre der Ungarischen Rektorenkonferenz und als Moderator Dr. Hendrik Hansen, Dekan der Fakultät für Vergleichende Staats- und Rechtswissenschaften der AUB teil.
Hansen stellt gleich zu Beginn der Diskussion die Frage, ob nun, nach den beiden Vorträgen der deutschen Vertreter/-innen, am deutschen Wesen die Welt genesen solle. Die folgende Diskussion drehte sich dann um die Frage, ob nicht die Aufgabe auch mehrere Personen verlangen könne. Weiterhin wurde auch klar gestellt, dass in beiden Staaten früher der Staat den Kanzler an die Hochschulen sendete, dennoch entwickelten sich beide Systeme nach dem Abkehr davon unterschiedlich. Als Konsens konnte festgestellt werden, dass der Kanzler an sich an der Strategie der Hochschule mitwirken muss.