Anlässlich der Verankerung des Islams in der österreichischen Verfassung im Jahre 1912 („Islamgesetz“)
veranstalteten das Österreichische Kulturforum Budapest (Dr. Kornfeind) und die Fakultät für
Mitteleuropäische Studien an der Andrássy Universität Budapest (AUB; Prof. Binder) die internationale
Konferenz „Der Islam in Kultur und Politik Mitteleuropas“ / „Az iszlám a közép-európai politikában és
kultúrában“. Die sehr gut besuchte Veranstaltung, die in deutscher und ungarischer Sprache abgehalten
wurde, fand von 10. bis 11. Mai 2012 an der AUB statt.
Für die Konferenz konnten international renommierte Wissenschaftler und Politiker gewonnen werden, die eine interdisziplinäre Ausrichtung gewährleisteten – so wurden nicht nur historisch, sondern auch rechtlich, religionswissenschaftlich, kunsthistorisch und politisch relevante Themen erörtert.
Nach der Eröffnung durch Rektor Masát und Botschafter Zimmermann (Österreich), der besonders auf die „Traditionen des Miteinanders in Mitteleuropa“ verwies, hielt Prof. Potz (Wien) den Eröffnungsvortrag über die Entstehung, Bedeutung und Wirkung des österreichischen Islamgesetzes. Er betonte die „schicksalshafte Verknüpfung“ der Geschichte der Donaumonarchie mit jener des Osmanischen Reiches und zeigte die vielschichtigen Herausforderungen für die österreichisch-ungarische Religionspolitik auf, die durch die Okkupation und Annexion Bosniens und Herzegowinas (1908) entstand. Prof. Hamza (Budapest) schloss mit einem Vortrag über die Rolle des Islams im ungarischen Recht an, wobei er auf die bereits zur ungarischen Landnahme erfolgte Begegnung der Ungarn mit Menschen islamischen Glaubens hinwies, und Prof. Déri (Budapest) analysierte den Vorgang der staatlichen Anerkennung des Islams in Ungarn 1916 und dessen zeitgenössische Diskussionen. Prof. Ortaylı (Istanbul) sprach über die Hohe Pforte und muslimische Gemeindeverwaltung in Bosnien und Botschafterin Gürer (Wien) über die Türkei als Regionalmacht. Sie referierte vor allem über die vielfältigen Beziehungen der Türkei zu den verschiedenen Nachbarstaaten. Prof. Prenner (Graz) wiederum ging der Frage nach der Rolle von Toleranz und Religionsfreiheit im muslimischen Diskurs nach und erläuterte, dass der Islam eine gleichberechtigte Koexistenz zwischen Muslimen und Nichtmuslimen nicht kennt, wohl aber ein Modell der „Schutzbefohlenen“ (dhimma), das eine gewisse Religionsfreiheit gewährt. Prof. Naredi-Rainer (Innsbruck) beleuchtete die außergewöhnliche architektonische Struktur der Hagia Sophia und die späteren Variationen des Hagia-Sophia-Typus‘ im Moscheenbau. Dr. Harrer (Wien) thematisierte die „Zukunft eines europäischen Islams“, ebenso die zunehmende Islamfeindlichkeit, und betonte, dass die aktuellen Diskussionen nicht nur „im Westen“, sondern auch in den islamisch geprägten Gesellschaften geführt werden. Mag. Schahbasi (Wien) präsentierte die Etablierung eines institutionalisierten Dialoges mit Muslimen in Österreich („Dialog.Forum.Islam“), und Botschafter Eichtinger (Wien) zeigte die Bedeutung des Islams im Dialog der Kulturen auf.