Der Lehrstuhl für Diplomatie II der Andrássy Universität organisierte am 30 Oktober im Rahmen eines Blockseminars eine öffentliche Veranstaltung über die Rolle der Demografie in Politik und Wirtschaft und hatte zu diesem Thema Dr.med. Hans Groth, Geschäftsführer des World Demographic & Ageing Forum und den ehemaligen Botschafter der Schweizerischen Eidgenossenschaft in den Vereinigten Staaten, Dr. Martin Dahinden eingeladen. Dr. Heinrich Kreft, Inhaber des Lehrstuhls für Diplomatie II moderierte die Diskussion und wies in seinem Grußwort darauf hin, dass Demografie einer der wirkmächtigsten und dennoch vor allem von der Politik unterschätzten Faktoren der Weltpolitik ist.
Im ersten Vortrag referierte Groth über die wichtigsten globalen Trends wie die weiter zunehmende Langlebigkeit, stagnierende/abnehmende Geburtenraten und die schwer vorhersehbare Migration, die, in erster Linie, große Auswirkungen auf das Gesundheits- und Versicherungssystem eines Landes haben. Die nächsten 50-100 Jahre würden vom Wachstum der Bevölkerung in Afrika und Asien und von der Alterung und Schrumpfung der Bevölkerung in Europa und Amerika geprägt werden. Davon ausgehend stellte Groth die zentrale Frage: Wie kann die wachsende Bevölkerung mit Arbeitsplätzen versorgt werden?
Im zweiten Vortrag ging Dahinden auf diese Frage ein und stellte fest, dass der demografische Wandel von einer vernünftigen Politik begleitet werden muss, z.B. durch die Eröffnung neuer Schulen, Universitäten, die Schaffung von Arbeitsplätzen, d.h. durch Maßnahmen, die verhindern, dass der Wandel zu immer neuen Krisen führt. Dahinden erklärte auch, dass die Zunahme der CO2-Emissionen eng mit der Migration und der Demografie zusammenhängt, so dass sich die Länder auch der Frage der Ökopolitik bewusst sein sollen.
Zum Abschluss der Veranstaltung erörterten die Redner Fragen von Moderator Kreft und des Publikums, die vom Potenzial einer Anhebung des Renteneintrittsalters zur Verbesserung der Wirtschafts- und Sozialsysteme der Länder bis hin zu den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die weltweite demografische Situation reichten. Am Ende der Veranstaltung kamen die Teilnehmer zu dem Schluss, dass die Demografie praktisch alle Bereiche von Politik und Wirtschaft umfasst und daher bei der Entscheidungsfindung besonders berücksichtigt werden müsse.
Die Veranstaltung wurde dankenswerterweise von der schweizerischen Botschaft in Ungarn unterstützt.
Eldaniz GUSSEINOV