Die Covid-19-Pandemie zeigte deutlich, wie zerbrechlich grenzüberschreitende Zusammenarbeit in der EU ist. Von heute auf morgen wurden einseitige Grenzschließungen im Frühjahr 2020 in der ersten Corona-Welle ohne Konsultation mit den betroffenen Nachbarstaaten eingeführt. Sie nahmen weder auf die Bedürfnisse von SchülerInnen noch von Familienangehörigen oder von GrenzpendlerInnen Rücksicht. Sie stellten auch jegliche weitere Form grenzüberschreitender Kooperation infrage - egal ob in lose geknüpften Netzwerken oder in institutionalisierter Form wie im Rahmen des Europäischen Verbundes für territoriale Zusammenarbeit (EVTZ). Die beteiligten Akteure mussten innovative Formen der Zusammenarbeit finden, um sich an diese grundlegend neue Situation anzupassen.
In einem zweitägigen Workshop, organisiert von Prof. Dr. Martina Eckardt und Prof. Dr. Stefan Okruch (beide AUB) in Kooperation mit Dr. Annika Jaansoo von der TU Twente, Niederlande, diskutierten WissenschaftlerInnen und PraktikerInnen aus verschiedenen Wissenschaftszweigen die Erfahrungen, offenen Fragen und möglichen Lösungen, die sich daraus ergeben.
Fallstudien u. a. zum EVTZ der Europaregion Euregio Tirol - Südtirol - Trentino, zum EVTZ Pamina an der deutsch-französischen Grenze, zu den grenzüberschreitenden Kooperationen zwischen Deutschland und den Niederlanden und der Euregio Neisse - Nisa - Nysa im Grenzgebiet Deutschland, Polen und Tschechien gaben vertiefte Einblicke, wie sich die verschiedenen Akteure den Herausforderungen stellten. Sie zeigten auch auf, welche innovativen Lösungen die Krise hervorbrachte.
Übergreifende Beiträge thematisierten zudem von einer eher konzeptionellen Warte aus die Bedingungen, unter denen mit erfolgreichen Innovationen in derartigen Krisensituationen gerechnet werden kann. Speziell auf die Faktoren, die die Resilienz grenzüberschreitender Kooperation beeinflussen, gingen sowohl Gyula Ocskay von CESCI Budapest als auch Dr. Sabine Zillmer von Spatial Foresight, Berlin ein. Sie konnten dabei jeweils auf Erkenntnisse aus ihrer jahrelangen Beratungstätigkeit auf nationaler wie EU-Ebene zurückgreifen.
Die Ergebnisse des zweitägigen Workshops werden in einem Sammelband veröffentlicht, ein nächster Workshop ist für Oktober 2023 in Planung.
Kontakt: Prof. Dr. Martina Eckardt (martina.eckardt@andrassyuni.hu); Prof. Dr. Stefan Okruch (stefan.okruch@andrassyuni.hu)
Stefan OKRUCH