Am Dienstag den 19. März 2013 lud die Fakultät für Mitteleuropäische Studien an der Andrássy Universität Budapest zum Gastvortrag von Prof. Aleš Skřivan d.j. „On the Changes in Czechoslovak Trade in the Interwar Period“.
Skřivan, Vorstand des Instituts für Wirtschaftsgeschichte an der Prager Vysoká škola ekonomická (Wirtschaftsuniversität), ging in seinem Vortrag auf die schwierige Stellung der Tschechoslowakei im System der Weltwirtschaft nach dem Jahr 1918 ein. Er verwies dabei insbesondere auf die Notwendigkeit für die Prager Regierung, die tschechische Wirtschaft verstärkt auf dem internationalen Exportmarkt zu positionieren, war doch die Inlandsnachfrage insbesondere nach Industriegütern zu gering, um die durch den Zerfall der Habsburgermonarchie weggebrochenen Absatzmärkte ersetzen zu können. Was den Erfolg der Handelspolitik der Tschechoslowakei betrifft, zeichnete Skřivan ein recht zwiespältiges Bild, insbesondere, da es seinen Ausführungen zufolge aufgrund der restriktiven Schutzzollpolitik der Staaten Mitteleuropas ab Ende der 1920er Jahre immer schwieriger wurde, auf dem Exportmarkt zu bestehen und sich insbesondere der Handel mit den Staaten der kleinen Entente als kompliziert und weit weniger lukrativ erwies als erwartet. Insgesamt bezeichnete der Vortragende die Wirtschaftspolitik der Tschechoslowakei in der Zwischenkriegszeit als nicht immer zielorientiert und, nicht zuletzt aufgrund externer Faktoren, mäßig erfolgreich, wobei er insbesondere die kurzfristigen Maßnahmen Prags zur Überwindung der Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre als wenig effektiv und nachhaltig bezeichnete.
Dem Vortrag schloss sich eine kurze, angeregte Diskussion über die Wirtschaftspolitik Mitteleuropas in der Zwischenkriegszeit sowie über Lehren für die aktuelle, krisenhafte Entwicklung der Weltwirtschaft an.