Das Erbe des Ersten Weltkriegs und der darauffolgenden Nachkriegsordnung ist bis heute ebenso umstritten, wie es nach dem Verklingen des letzten Schusses 1918 war. Für viele war der Krieg die „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“, wie es der amerikanische Diplomat George F. Kennan einmal formuliert hat. Für andere bot der Krieg die Gelegenheit, sich endlich von der Fremdherrschaft zu befreien. Die bekannte russische Dichterin Anna Akhmatova vertrat die Auffassung, das zwanzigste Jahrhundert habe erst 1914 wirklich begonnen, während der britische Romancier H.G. Wells das unübersetzbare Diktum des „war to end all wars“ prägte.
Im Laufe dieser Konferenz werden sich renommierte Wissenschaftler und Denker aus zehn Staaten um eine Neubewertung der Pariser Vorortverträge von 1919 bemühen. Diese sollten, wie es US-Präsident Woodrow Wilson als Wunsch geäußert hat, die „Welt für die Demokratie sicher machen“. Rückblickend wird die Fragilität dieser Ordnung deutlich, die stets von Krisen der parlamentarischen Systeme, aufstrebenden Diktaturen und Grenzstreitigkeiten bedroht war. Ziel der Konferenz ist es, die politische Dynamik der Zwischenkriegszeit neu zu untersuchen, um in der gegenwärtigen Phase bedeutsamer Veränderungen in und um Europa Lehren der Geschichte ziehen und Elemente eines Neuaufbaus Europas sowie für die Weltpolitik der Gegenwart identifizieren zu können.
Programm
16:30 Registrierung
17:00 Eröffnung
Das Geschichtsdenken der europäischen Völker, politische Führung und die innere Einheit Europa
Christian Schmidt, Bundesminister a.D., Mitglied des Deutschen Bundestags, Fürth
Werner Weidenfeld, Professor für Politische Wissenschaften, Direktor CAP, München
Kurt Hager, Ministerialrat, Abteilungsleiter Sicherheitspolitik, Bundesministerium für Inneres der Republik Österreich
Moderation: Ulrich Schlie, Andrássy Universität, Budapest