Eine neue Welt voller alter Ideen – unter diesem Thema fand vom 5. bis 7. Juni eine interuniversitäre studentische Tagung an der Andrássy Universität statt. Das Ziel der Konferenz war, politische Ideen im Kontext neuer Herausforderungen kritisch zu reflektieren und gemeinsam zu diskutieren. Zugleich sollten die Studierenden an die wissenschaftliche Praxis herangeführt werden. Extra nach Budapest angereist sind dazu rund 30 Studierende der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und der Bergischen Universität Wuppertal mit ihren Dozierenden und Mitorganisatoren Dr. Christina Stolte, Nelia Müller und Dr. Daniel Lorberg. Die Studierenden der AUB und Teilnehmenden am Seminar Internationale Beziehungen unter der Leitung von Dr. Holger Janusch, dem federführenden Organisator der Tagung, empfingen die Gäste zunächst zu einem kulturellen Rahmenprogramm in der Stadt. Im Rahmen einer Führung durch das Ungarische Parlament fand am ersten Einführungstag eine kritische Diskussion mit dem Jobbik-Abgeordneten Dr. Kolomann Brenner statt, der Einblicke in politischen Alltag einer Oppositionspartei gab und zum Hintergrund sowie den Schwerpunktthemen seiner Partei informierte.
Am Konferenztag versammelten sich die insgesamt ca. 60 Studierenden zum Auftakt der Veranstaltung im feierlichen Spiegelsaal der Andrássy Universität, wozu der rumänische Botschafter in Budapest, Marius Gabriel Lazurca als Ehrengast und Redner geladen war. Zu Gast waren des Weiteren die Botschafterinnen und Botschafter Spaniens, Georgiens und Republik Moldau. Der rumänische Botschafter hielt einen Vortrag zum Thema „Good Old Europe in a Brave New World“ und präsentierte dabei die neuen Ideen der rumänischen EU-Ratspräsidentschaft. Er erklärte, dass die Wettbewerbsfähigkeit der EU eines der Schwerpunktthemen der gegenwärtigen Ratspräsidentschaft sei und gerade neue Ideen zur Wirtschafts- und Währungsunion erforderlich seien, um diese „in die Jahre gekommene wirtschaftspolitische Instrumente zu modernisieren“. Nachfolgend nahm sich der Botschafter Zeit, um mit den Studierenden zu diskutieren, wobei Themen wie europäische Sicherheitspolitik oder auch die rumänisch-russischen sowie rumänisch-US-amerikanischen Beziehungen von Interesse waren.
Nach dem interessanten Begrüßungsvortrag ging es für die Studierendenden aus Nürnberg, Wuppertal und Budapest selbst ans Werk. Dabei musste jeder seine Forschungsarbeit im Panel präsentieren und diskutieren. Gefolgt wurden die Vorträge, wie bei einer wissenschaftlichen Tagung üblich ist, jeweils von einem Koreferat, das konstruktive Kritik am Forschungsdesign und den Erkenntnissen übte. Im Plenum hatten die Referentinnen und Referenten dann die Gelegenheit, auf Fragen einzugehen und die Kritik zu kommentieren. Die Panels beschäftigten sich thematisch mit drei verschiedenen Schwerpunkten: „Neue Machtverhältnisse in Europa und der Welt“, „Digitalisierung und globale Ökonomie“ sowie „Der neue Populismus“, wobei Forschungsarbeiten aus unterschiedlichsten Fachbereichen, wie der Politik-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaft aber auch IT vorgestellt wurden. Wie Dr. Holger Janusch zu Beginn der Konferenz anmerkte, sollten die Studierenden dabei vor allem lernen, ihre Arbeiten und Themen auch fachfremdem Publikum zu vermitteln, Kritik annehmen und mit dieser umgehen zu können sowie wissenschaftlich fundiert zu diskutieren. Auch die visuelle Darstellung einer Forschungsarbeit sollte erprobt werden, weshalb es im Anschluss an die Panels eine Poster-Session mit der Gelegenheit zur Diskussion gab.
Den Abschluss der Konferenz machte schließlich eine Podiumsdiskussion mit hochkarätigen Gästen: der österreichischen Botschafterin Elisabeth Ellison-Kramer, dem schweizer Botschafter Peter Burkhard und dem stellvertretenden deutschen Botschafter Klaus Streicher. Dr. Holger Janusch moderierte die Diskussionsrunde unter dem Leitthema „Thinking outside the Box: Querdenken in der Diplomatie und Europapolitik“. Vielseitig diskutiert wurden dabei vor allem bestehende Strukturen in der Diplomatie die Möglichkeit diese innovativer zu gestalten. Neben Detailfragen bezüglich der Rolle von Routinen in der Diplomatie waren auch strukturelle und visionäre Fragen wie die mögliche Überholung des Nationalstaates Themen der Diskussionsrunde.
Ein besonderes Highlight der Veranstaltung war die Vergabe der Best Paper und Best Poster Awards für die beste studentische Forschungsarbeit und das beste wissenschaftliche Poster. Da zwei wissenschaftliche Arbeiten besonders herausgestochen sind, wurde in diesem Jahr der Best Paper Award zweimal vergeben – einmal an Christina Tanosova und Marilena Leupold (AUB) für ihr Paper „China, dein Feind und Helfer? Eine Analyse des Angriffs auf den hegemonialen Konsens der kapitalistischen Weltordnung durch die herrschenden sozialen Kräfte Chinas“ und an Lukas Press und Virginia Pillmann (Universität Wuppertal) für ihr Paper „Make China great (again)? Eine wissenschaftliche Betrachtung der US-Hegemonie“. Den Best Poster Award erhielt Julia Petschler (Universität Erlangen-Nürnberg) für die wissenschaftliche und anschauliche Darstellung ihrer Forschungsarbeit mit dem Titel „Nachhaltigkeit und Nachhaltigkeitssiegel. Leisten die Siegel einen Beitrag zur Realisierung von Nachhaltigkeit?“.
-Die Andrássy Universität dankt der Hanns-Seidel-Stiftung herzlich für die finanzielle Unterstützung.-
Statements zur Tagung:
„Eine wirklich gut gelungene Tagung von Herrn Dr. Janusch mit interessanten Papers und vor allem spannenden Diskussionen.“ – Jeff Beck
„Eine tolle Gelegenheit Studierende von verschiedenen Universitäten und vor allem andere Fachbereiche, wie IT oder lateinamerikanische Studien mit einem politikwissenschaftlichen Bezug kennenzulernen.“ – Ann-Cathrin Spranger
„Ein entspanntes Klima, indem Studierende aus verschiedenen Ländern und Universitäten ihr Wissen zusammentragen und diskutieren konnten“ – Katharina Scherer
Christina TANOSOVA