Am 21. November 2017 veranstalteten das CEU Center for European Neighborhood Studies (CENS) und die Andrássy-Universität (AUB) gemeinsam eine internationale Konferenz mit dem Titel " The Western Balkan’s Diversity of Identities: Religion, Language, and Education“.
Ellen Bos, Vizerektorin der AUB, begrüßte die Vortragenden und Gäste der Konferenz. Sie betonte, dass die Zusammenarbeit zwischen den beiden Universitäten von großer Bedeutung sei.
Péter Balázs, Direktor des CEU Center for European Neighborhood Studies (CENS), sprach über die Bedeutung von Religion, Sprache und Bildung im Zusammenhang mit den Prozessen der Identitäts- und der Nationenbildung in der Region des ehemaligen Jugoslawiens.
Das erste Panel zum Thema Religion wurde von Christopher Walsch (Corvinus Universität Budapest, Ungarn) moderiert, der sich in seinen einleitenden Bemerkungen auf Habermassche Konzept der „Entgleisung der Moderne“ bezog und argumentierte, dass Religion modernen Gesellschaften einen Mehrwert bringen könne.
Redner Bogdan Mihai Radu (Babeş-Bolyai Universität, Rumänien) präsentierte vergleichende Daten über Religion aus Mitteleuropa und dem Westbalkan. Zwischen Religionszugehörigkeit und Zugehörigkeitsgefühl sei zu unterscheiden. Er argumentierte, dass Menschen, die mit religiösen Institutionen verbunden seien, den Staat und seine Institutionen eher akzeptierten als Menschen, die keinen Kontakt zu religiösen Institutionen hätten. Jedoch meinte er, dass nicht-religiöse Menschen ein größeres Verständnis von Demokratie hätten. Zorica Kuburić (Zentrum für Empirische Religionsforschung, Universität Novi Sad, Serbien) zeigte ein Forschungsprojekt über den Zusammenhang zwischen Religion und Versöhnung in Bosnien und Herzegowina. Sie präsentierte Forschungsergebnisse einer Umfrage aus dem Jahr 2013, die zeigten, dass je höher der Stellenwert der Religion für einen Befragten sei, desto höher die Wahrscheinlichkeit gegeben wäre, dass er oder sie die Bedeutung bei Versöhnungsprozessen bekräftigen würde. Ešref Kenan Rašidagić (Universität Sarajevo, Bosnien und Herzegowina) sprach über die Rolle der Religion in der Politik in Bosnien und Herzegowina. Er argumentierte, dass während des Krieges in den 1990er Jahren religiöse Institutionen im Vergleich zu heute keine so bedeutende Position in der Gesellschaft eingenommen hätten. Damit politische Parteien an der Macht blieben, würden diese eine "unheilige Allianz" mit religiösen Institutionen, Geschäftspartnern und Kriegsveteranen eingehen. Das zweite Panel wurde von Andra-Octavia Drăghiciu (AUB / Universität Graz, Österreich) geleitet und befasste sich mit der Frage nach dem Einfluss der Sprache auf die Identitätsbildung am Balkan.
Goran Bandov (Dag Hammarskjöld Universität für Internationale Beziehungen und Diplomatie, Zagreb, Kroatien) stellte die Frage nach der politischen Dimension einer gemeinsamen Sprache. Eine Nation brauche Grenzen, um eine eigene Identität zu entwickeln, die auf Elementen wie Sprache und Religion basiere.
Über die Sprachentwicklung in Montenegro sprach Nikola Zečević (Universität Donja Gorica, Montenegro). Auch heute, nach dem Bruch mit der serbo-kroatischen Sprache und der Einführung einer neuen offiziellen Amtssprache, habe sich die montenegrische Identität dieser Verschiebung noch nicht angepasst.
In der anschließenden Diskussion mit den Teilnehmern des Treffens wurde wiederholt betont, dass Sprache die Fähigkeit besitze, Religion und ethnische Verschiedenheiten zu überwinden.
Im dritten Panel wurde über den Einfluss der Bildung auf die Identität der westlichen Balkanregion diskutiert. Christina Griessler (netPOL / AUB) moderierte.Rednerin Tamara Pavasović Trošt (Universität Ljubljana, Slowenien) analysierte den Kontext von Lehrbüchern in der Region des westlichen Balkans seit Ende des Kommunismus hinsichtlich Identitätskonstruktionen. Bei ihrer Analyse unterschied sie zwischen einem "heißem Nationalismus" und einem "banalem Nationalismus".
Der zweite Referent Norbert Šabić (Büro für Strategische Planung & Yehuda Elkana Zentrum für Höhere Bildung, Central European University, Budapest) sprach über nationale Minderheiten und die Bildungspolitik in Serbien. Das getrennte Bildungssystem von Minderheiten führe zu einer Trennung der Schüler/innen und verringere die Wahrscheinlichkeit, dass Minderheiten in Serbien studierten.
Hana Semanić (CEU‘s Center for European Neighborhood Studies, CENS, Budapest) gab einen Einblick in das Bildungssystem von Bosnien und Herzegowina. Aufgrund der staatlichen Struktur, die aus zwei Entitäten, der Föderation Bosnien und Herzegowina und die Republika Srpska, sowie einer zusätzliche Gliederung der Föderation in zehn Kantone bestehe, sei das Bildungssystem zwischen mehreren Institutionen aufgeteilt.
Bericht von Laura Braun, Alexander Veith und Christina Griessler