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Tagung zu gemeinsamen Narrativen in Mitteleuropa

Von 3. bis 5. Februar 2013 fand in Budapest die internationale Nachwuchstagung „StadtBildText. Gemeinsame Narrative in Mitteleuropa“ statt, welche vom Zentrum für Deutschsprachig-Jüdische Kultur Mitteleuropas an der Eötvös-Loránd-Universität Budapest (ELTE) und der Fakultät für Mitteleuropäische Studien (MES) an der Andrássy Universität Budapest (AUB) organisiert wurde. Finanzielle Unterstützung erfuhr die Veranstaltung durch die Rothschild Foundation, die MES-Fakultät an der AUB, das Doktoratskolleg an der MES-Fakultät sowie das Österreichische Kulturforum Budapest (ÖKF).

Den Auftakt bildete am Sonntag im Hotel Griff der Vortrag von Prof. Frank Stern (Wien) über jüdische Räume im frühen Wiener Film, der sich u.a. mit Transparenz und Transgression jüdischer Identitäten auseinander setzte. Am Montag und Dienstag wurde die gut besuchte Tagung dann im Andrássy-Saal an der AUB abgehalten; die Keynotes hielten hierbei Prof. Hugh Denman (London) und Prof. Hanna Kozinska-Witt (Rostock), welche in einem fesselnden Vortrag der Frage „Welcher Stil für jüdische Bauten?“ nachging und dabei ua. auch auf die Tatsache verwies, dass viele der im 19. Jahrhundert erbauten Synagogen von christlichen Architekten geplant worden waren.

Der Bogen der Referatsbeiträge der NachwuchswissenschafterInnen – die meisten von ihnen DoktorandInnen an verschiedenen europäischen Universitäten – war weit gespannt, doch ging es im Wesentlichen darum, narrative Repräsentationen von Stadtarchitektur, Stadt-Bild und Text-Gewebe hin auf spezifisch jüdische Inhalte und Darstellungen zu untersuchen, was den Referenten und Referentinnen in unterschiedlicher Qualität gelang. Da es sich um mehr als 20 Beiträge handelte, seien im Folgenden stellvertretend einige wenige angeführt. Besonders hervorzuheben waren beispielsweise die Vorträge von Natalia Brodniewicz (Dortmund), die unter dem Titel „‘Das gelobte Land‘ –  von der Textilindustrie bis zur Filmproduktion in Łódź“ über die sensationelle wirtschaftliche und vor allem kulturelle Entwicklung des „Manchesters des Ostens“ sprach, wie auch jener von Sebastian Schirrmeister (Hamburg) über M.Y. Ben-Gavriels Roman „Das Haus in der Karpfengasse“ als Erinnerungsort und Utopie. Nicht minder spannend gestalteten sich die Beiträge von Andreas Micheli (Bozen), der sich mit dem heute völlig in Vergessenheit geratenen Schriftsteller Richard Huldschiner und dessen autobiographischem Kleinstadtroman „Die stille Stadt“ auseinandersetzte. Sein Fokus lag dabei vor allem auf Huldschiners ambivalentem Blick auf „Heimat“, „Identität“ und Landschaft. Elena Messner (Wien) sprach über Belgrad im Roman „Gec i Mejer“ des zeitgenössischen serbischen Schriftstellers David Albahari,  Kristina-Monika Hinneburg (Dresden) beeindruckte mit Ausführungen über Budapest in Ludwig Hatvanys „Bondy jr.“ und Sophia Ebert (Offenbach) über den ebenfalls mittlerweile fast vergessenen Wilhelm Speyer und seinen biographischen Familienroman „Das Glück der Andernachs“.

Die sich an die Vorträge anschließenden Diskussionen zeigten das rege Interesse des Publikums ebenso wie die verschiedenen möglichen Lesarten und Interpretationen der analysierten Texte. Als Höhepunkt der Veranstaltung kann sicherlich die Lesung der deutsch-jüdischen Lyrikerin Esther Dischereit (Berlin/Wien) gesehen werden, die unter dem Titel „Sich erinnern oder ein Eis essen“ ihr Erinnerungsprojekt vorstellte und berührende, humorvolle wie auch betroffen machende und zum Nachdenken anregende Texte vortrug.

Informationen zum Erinnerungsprojekt von Esther Dischereit finden sich hier: www.eichengruen-platz.de

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