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Perspektiven der Erinnerungskultur in Europa
Die deutsch-ungarische Expertentagung wurde am Donnerstag, dem 25. April 2013 an der Andrássy Universität Budapest in Zusammenarbeit mit dem Büro der Konrad-Adenauer-Stiftung in Budapest abgehalten.

Die Tagung wurde von PD Dr. Hendrik Hansen, Inhaber der Professur für Politikwissenschaft II an der Andrássy Universität Budapest (AUB), und Prof. Dr. Manfred Wilke, ehemaliger Lehrstuhlinhaber für Soziologie an der Fachhochschule für Wirtschaft Berlin sowie bis 2005 einer der Leiter des Forschungsverbundes SED-Staat der Freien Universität Berlin, gemeinsam mit der Adenauer-Stiftung organisiert. Im Rahmen von vier Panels zielte die Konferenz darauf ab, den europäischen Austausch über die Aufarbeitung der nationalsozialistischen und kommunistischen Vergangenheit zu verstärken und gleichzeitig für eine Differenzierung bezüglich der bisherigen Wahrnehmungspole „Täter“ und „Opfer“ einzutreten und die Prägung der Gesellschaft durch die Diktaturerfahrung stärker zu fokussieren.

Panel 1, „Vergleich des Stellenwertes von Nationalsozialismus und Kommunismus in der deutschen und ungarischen Erinnerungskultur“, wurde von Prof. Dr. Wilke moderiert. Prof. Dr. Veen referierte eingangs über die DDR und den Nationalsozialismus in der deutschen Erinnerungskultur. Im Anschluss daran präsentierte Dr. Krisztián Ungváry Probleme bei der Gegenüberstellung von Nationalsozialismus und Kommunismus im „Terror Háza Múzeum“. Beendet wurde das Panel dann von PD Dr. Hansen, der die Möglichkeiten und die Notwendigkeit eines Ideologievergleiches darlegte. Die Diskussion zeigte vor allem, dass bei einem Vergleich der Erinnerungskulturen zu berücksichtigen ist, dass die Aufarbeitung der DDR sofort nach ihrem Ende begann, jedoch der Nationalsozialismus nach seinem Ende mehrere Jahrzehnte nur unzureichend thematisiert wurde. Darüber hinaus wurde betont, dass die sogenannten „zerrissenen Biografien“ es schwer machen, Menschen eindeutig entweder als Täter oder als Opfer zu kategorisieren, denn Opfer der einen Diktatur können auch Täter in der anderen gewesen sein. Auf solche besonderen Biografien sollte hingewiesen werden, um nicht etwaige Schuld zu relativieren.

Panel 2, „Die Erinnerung an Nationalsozialismus und Faschismus“, wurde von Hans Kaiser, Minister a.D., geleitet. Aufgrund der Erkrankung von András Szécsényi konnte nur Dr. März referieren. Dieser stellte die Entwicklung der wissenschaftlichen Aufarbeitung des Nationalsozialismus in der Bundesrepublik Deutschland dar. In der Diskussion im Anschluss zeigte sich, dass das Handeln gesellschaftlicher Institutionen und Bereiche, wie die Universitäten oder der Sport im Nationalsozialismus, noch nicht ausreichend erforscht ist.

Panel 3, „Erinnerung an den Kommunismus“, moderierte PD Dr. Hendrik Hansen. Darin referierte Prof. Axel Klausmeier über die Entwicklung der DDR-Gedenkstättenlandschaft in Berlin. Daran schloss sich Petér Eötvös an und thematisierte die Schwierigkeiten der Aufarbeitung des Kommunismus in Ungarn. Beendet wurde dieses Panel von Prof. Dr. Manfred Wilke, der endogene und exogene Faktoren der deutschen Wiedervereinigung in den Mittelpunkt seiner Ausführungen stellte.

Panel 4, „Politik und Erinnerungskultur“, wurde von Dr. Peter März geleitet. Zu Beginn sprach Roland Jahn über „Die Prägung der Gesellschaft durch Diktaturerfahrung“. Daran schlossen sich Prof. Dr. Attila Horváth und PD Dr. Csaba Szabó mit ihren Diktaturerfahrungen und den Problemen der Aufarbeitung in Ungarn im Gespräch an.

Die Tagung war ein gelungener Erfahrungsaustausch zwischen Deutschland und Ungarn. Es konnten teilweise wichtige Punkte deutlich gemacht werden, so z.B. die Bedeutung der Auseinandersetzung mit den Ideologien für die Aufarbeitung des Kommunismus und Nationalsozialismus, die Relevanz authentischer Orte für die Erinnerung, die Rolle des Individuums bei Erinnerungsprozessen und die Notwendigkeit der Erinnerung an die Repression für das heutige Freiheitsverständnis. Letzteres wurde besonders von Roland Jahn hervorgehoben, der in seinem Vortrag schilderte, wie sein Freiheitsverständnis sich in seiner Jenaer Zeit in der Auseinandersetzung mit dem SED-Regime entwickelt hat.

Text: Patrick Jajko, M.A.

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