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Overcoming urban bias for rural policy making in Central and Eastern Europe
Lehrstuhl für Finanzwissenschaft, Lehrstuhl für Wirtschaftspolitik
Erster Vortrag im Rahmen der Ringvorlesung „Regionalentwicklung im ländlichen Raum” des Studiengangs International Economy and Business

Die vom Studiengang International Economy and Business organisierte Ringvorlesung „Regionalentwicklung im ländlichen Raum” ist am 20. September 2017 gestartet. In sechs Terminen widmet sich die Veranstaltungsreihe dem ländlichen Raum, der trotz seiner vielfältigen wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Funktionen, Stärken und Potenziale vor einer Reihe von Problemen und Herausforderungen steht. Im Rahmen der Ringvorlesung sollen namhafte Wissenschaftler/-innen zu den wesentlichen damit zusammenhängenden Forschungsfeldern referieren.

Darüber hinaus wurde die Ringvorlesung von Frau Prof. Dr. Martina Eckardt sowie Herrn Prof. Dr. Stefan Okruch eng mit dem Forschungsseminar des Studiengangs International Economy and Business (IEB) verwoben. Dadurch erhalten die Studierenden des Studienganges IEB die Möglichkeit, sich eigenständig mit aktuellen Forschungsthemen innerhalb der Regionalökonomik auseinanderzusetzen, um darauf aufbauend eine eigenständige Forschungsarbeit durchzuführen.

Den Auftakt zur Ringvorlesung machte Dr. Andrew Cartwright von der Central European University (CEU). Cartwright, der u. a. Co-Direktor des Center for Policy Studies an der CEU ist, stellte seinem Vortrag die Frage voran, ob der ländliche Raum unbewusst oder bewusst von der Politik vernachlässigt oder gar voreingenommen behandelt werde. Dabei ging Cartwright auf diverse Herausforderungen ein, die sich aus einer sozioökonomischen Perspektive für die ländlichen Regionen ergeben. 

Zu Beginn illustrierte Cartwright einige zentrale Entwicklungstrends, die er als Herausforderungen für den ländlichen Raum identifizierte. Dazu zählte er u. a. die Abwanderung vom ländlichen Raum in die Metropolen und Städte. Diese Bevölkerungsbewegungen seien zudem mit einer Abwanderung von jungen Menschen aus Zentral- und Osteuropa nach Westeuropa verbunden, so Cartwright.

Die von ihm skizzierten Trends untermauerte er anschließend mit einigen Indikatoren zum ländlichen Raum. Hier zeigte er, dass in ländlichen Gegenden u. a. die Gesundheitsversorgung schlechter, das Armutsrisiko höher sowie der Zugang zu Bildung unzureichend sind.

Daran anknüpfend stellte er die Frage: Wie geht man mit diesen Problemen politisch um? Hier betonte Andrew Cartwright, dass es einige regionalspezifische Probleme postkommunistischer Regionen gebe, die von der Politik jedoch nicht beachtet würden. Dabei ging er u. a. auf die Problematik ein, die sich aus der teilweisen Zwangskollektivierung der Nutzflächen im ländlichen Raum bis heute ergibt. Cartwright hob hervor, dass nach dem Fall des Eisernen Vorhangs in den 90er Jahren viele Menschen ihr Land zurückbeanspruchten. Dies führte zu einer Zersplitterung der ländlichen Nutzflächen, die heutzutage eine wirtschaftliche Nutzung erschwere. Nach Cartwrights Einschätzung könnten die Flächen, wenn ein funktionierender Landmarkt gegeben wäre, genutzt werden, um so für Prosperität und eine gesteigerte Attraktivität des ländlichen Raums zu sorgen. Jedoch sei diesem Ansatz durch politische Regulierungen wie z. B. in Ungarn oder durch die Vernachlässigung verwaltungstechnischer Aufgaben wie z. B. dem Fehlen eines Grundbuchs ein Riegel vorgeschoben. Dies sei nicht zuletzt auf den aktuellen politischen Umgang mit dem ländlichen Raum zurückzuführen. Nach Cartwright steht somit der Mangel an politischem Engagement für den ländlichen Raum einer effektiven Lösung derartiger Probleme im Wege. Den aus Cartwrights Sicht zu geringen Stellenwert des ländlichen Raums in der gesellschaftspolitischen Diskussion veranschaulichte er am Beispiel des „EU Framework Programme for Research and Innovation - Societal Challenge 6“, in dem der ländliche Raum nicht eine einzige Erwähnung findet.

Cartwright zog folglich den Schluss, dass die ländlichen Regionen sowohl vernachlässigt als auch voreingenommen von der Politik behandelt werden. Dementsprechend sei es zwingend nötig, dem ländlichen Raum einen wesentlich höheren Stellenwert in der gesellschaftspolitischen Diskussion beizumessen, wenn kommende Herausforderungen erfolgreich gemeistert werden sollen.

Text: Felix A. Dörstelmann

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