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Neue Dimensionen der generationellen Auseinandersetzung mit dem DDR-Staatssozialismus
Fakultät für Mitteleuropäische Studien
Vortrag von Volker Benkert (ASU)

Am 17. März 2015 lud die Fakultät für Mitteleuropäische Studien (MES) an der AUB in Kooperation mit der Fakultät für Vergleichende Staats- und Rechtswissenschaften (VSR) zu einem Vortrag von Volker Benkert (Arizona State University) ein. Die in der von Zsófia Harsányi bestens betreuten Österreich-Bibliothek stattgefundene Veranstaltung stieß auf reges Interesse und war entsprechend gut besucht. Nach Begrüßungsworten durch die Organisatorin der Veranstaltung, Ursula Mindler-Steiner (MES), führte Prorektor Hendrik Hansen (VSR), der auch die Moderation des Abends innehatte, kurz inhaltlich in das Thema ein, indem er auf autoritäre und totalitäre Systeme Bezug nahm und die Bedeutung der Analyse von Prägungen hervorhob, welche notwendig sei, um Transformationsprozesse zu verstehen.

Volker Benkert leitete seinen Vortrag mit einem kritischen theoretischen Überblick über die „Generationen-Forschung“ ein, ehe er den von ihm für seine Forschungen herangezogenen Generationenansatz vorstellte, bei dem er vor allem auf jene Personengruppe fokussierte, die um 1970 in der DDR geboren wurde und deren Erwachsenen-Sozialisation vollständig nach der Wende stattgefunden hatte.

„Biographien im Umbruch“ – sieben Sozialisationstypen

Anhand der Auswertung dieser „Biographien im Umbruch“ kristallisierten sich sieben „Sozialisationstypen“ heraus, welche im Folgenden ausführlich besprochen wurden: „Opfer der DDR“, „Verweigerung“, „doppelte Sozialisation“, „selbstbewusstes Ausverhandeln“, „Trennung von ‚normalem’ Leben und staatlichen Diskursen“, „Pragmatismus“, „Glaube und Gewalt“. Dabei räumte Benkert ein, dass dies natürlich nicht automatisch auch für andere Regionen oder Länder anwendbar sei. Eine Kollegin, die dieselbe Altersgruppe in Polen untersucht, kam beispielsweise zu einem anderen Ergebnis und zu einer anderen Typeneinteilung.

Benkert verwies für seine DDR-Forschungen auf eine vorhandene synchrone Dimension (vorhandene verschiedene Sozialisationen in einer Alterskohorte) wie auch eine diachrone Dimension (Austausch verschiedener Altersgruppen) und plädierte dafür, mehrere generationelle Identitäten als Resultat derselben Generationenlagerung zu akzeptieren, das heißt Generationenetiketten zu vermeiden, da sie die Vielfalt von Sozialisationsmustern einer Kohorte unterschlagen, welche aber vorhanden ist, auch wenn die Sozialisation in einer vordergründig monolithischen DDR stattgefunden hatte. Diese gemeinsame Erfahrung, das gemeinsame Erleben einschneidender Geschichte, brachte demzufolge keineswegs eine generationelle Identität, eine „Generationeneinheit“, hervor. Darüber hinaus dürfen die sieben Sozialisationstypen nicht isoliert von älteren Kohorten, welche durchaus ähnliche Prägungen aufweisen (können), betrachtet werden – dies oft auch milieuspezifisch. Benkert sprach sich dezidiert für eine Auflösung der „Etikettierung“ der Generationen aus und betonte, dass nicht alle für die DDR festgestellten Phänomene automatisch generationenprägend gewesen sein mussten.

Es gelang dem Referenten, unterstützt durch gut strukturierte und mit Karikaturen und Bildmaterial angereicherte Powerpointfolien, die komplexe Materie übersichtlich und verständlich zu präsentieren, sodass sich der Abend sowohl für Studierende, wie auch für Lehrende als kurzweilig und ausgesprochen informativ gestaltete, wovon auch die angeregte Diskussion im Anschluss an den Vortrag beredtes Zeugnis ablegte.

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