News

Macht – Medien – Mitteleuropa. Dimensionen der Macht und mediales Spektakel
Bei der internationalen Konferenz stand Interdisziplinarität im Vordergrund: Sie ging über die gewöhnlichen Zusammensetzungen der Geisteswissenschaften hinaus und sprach Kommunikationswissenschaftler ebenso wie Juristen, Künstler und Medienschaffende an.

Dies entsprach dem Ausgangspunkt der Tagung, die am 19. und 20. September 2013 an der Andrássy Universität statt fand und welche alle Ebenen des menschlichen Daseins von Macht durchdrungen sieht und nach Wechselwirkungen mit Medien fragte. Besondere Berücksichtigung des mitteleuropäischen Raums, im Speziellen in der Medienlandschaft Ungarns, legte die Bedeutsamkeit der Interdependenzen offenen und schlug sich in anregenden Diskussionen nieder. Dass sich Macht nicht nur in Gewalt und Herrschaft ausdrückt wurde hierbei ebenso deutlich, wie die Tatsache, dass Medien immanent mit Macht verbunden sind. Die Tagung fragte nach kommunikativer Freiheit auf unterschiedlichen Ebenen und verdeutlichte, dass die Freiheit eine Dimension der Macht ist.

Zur Eröffnung der internationalen Konferenz  führte der Prorektor der Universität, Stefan Okruch ein. Er verwies auf die Bedeutsamkeit der interdisziplinären Konferenz, um sich den dissonanzvollen Dreiklang „Macht“, „Medien“ und „Mitteleuropa“ zu nähern und die Begriffe zu operationalisieren.

Prof. Dr. Jószef A. Tillmann (Moholy-Nagy- Universität Budapest) eröffnete die Konferenz mit Erläuterungen zu ungarischen Maß- und Medienverhältnissen. Mittels des Zeitrads (Budapester Denkmal, gestaltet von János Herner) thematisierte er einige Wahrnehmungsprobleme von Zeit und Raum in Mitteleuropa und verwies auf die Zeitdimensionen der Macht.

Mit der Inhaltsanalyse von Regionalzeitungen aus Siebenbürgen/ Transsylvanien der Jahre 1900-1914 beschäftigt sich Dr. Enikö Dácz (AUB). Hierbei wurde deutlich, dass sich die Berichte über ethnische Konflikte im Kontext mit politischen Veränderungen häuften, wie zum Beispiel im Rahmen der Diskussionen um die Einführung eines neuen Schulgesetzes im Jahr 1907. Medien sind hierbei als wesentlicher Faktor bei der Konstruktion der ethnischen Konflikte zu betrachten.

Das zweite Panel wurde von dem Kommunikationswissenschaftler Dr. Stefan Jarolimek (Friedrich-Schiller-Universität Jena) mit Ausblicken zu Medien und gesellschaftlichem Wandel in Mittel- und Osteuropa eingeleitet. Er fokussierte Medien als Systeme in der Transformationsforschung und betonte dabei den Akteurs- und Handlungsorientierten Ansatz. Medien sind hierbei eine Plattform, welche mit Inhalten und Bezugnahmen nutzbar gemacht werden können, vergleichbar mit Flugblättern in der Vergangenheit.

Björn Buß (Leuphana Universität Lüneburg) sprach über Macht in Mitteleuropa mittels empirischer Daten der „European Election Studies“ und verdeutlichte die Zusammenhang zwischen Medien und Politik

Magdalena Ploch (Westfälische Wilhelms-Universität Münster) stellte den Wandel des polnischen TV-Senders Telewizja Polska vom Staatssender zum öffentlich-rechtlichen Medium dar. Die konfliktreiche Entwicklung und der steigende ökonomische Druck auf den Sender stellen das Fortbestehen in Frage. Durch den media governance Ansatz kann ein neues Regulierungssystem im Kommunikationsbereich etabliert werden, welches die gesellschaftlichen Akteure mit einbezieht.

Judit Klein (AUB) kam von der strukturellen Ebene direkt zu den Akteuren und zeigte das Arbeits- und Wirkungsfeld von Journalisten in Ungarn vor und nach 1989 auf. Eine wesentliche Konstante in diesem Umfeld ist die stete Unsicherheit der Journalisten im Beruf. Die Analyse der so genannten Medienkriege der 1990er Jahre bis zu dem Mediengesetz des Jahres 2006 leistet einen Beitrag zum Verständnis der Verschränkungen und  Verwerfungen von Macht und Medien in Ungarn.

Privat-Dozentin Dr. Heidemarie Uhl (Österreichische Akademie der Wissenschaften, Wien) eröffnete das dritte Panel mit einer kulturwissenschaftlichen Fragestellung zu den Medien und der Konstruktion der Wirklichkeit. Sie verwies auf die Bedeutsamkeit der Medien bei der Konstruktion von Identitäten durch geteiltes Wissen.

Dániel Mikecz (ELTE Budapest) zeigte am Beispiel des inszenierten Hungerstreiks des ungarischen Ex-Premierministers Ferenc Gyurcsány einen Zusammenhang von Literaturwissenschaft und Bewegungsforschung, in dem der Bezug zur Tragödie hergestellt wurde.

Astrid Otto (Freie Universität Berlin) stellte Aspekte ihrer Forschungen zur medialen Inszenierung der DRR durch PR am Beispiel des Leipziger Messeamtes dar. Sie interessierte sich für die Hintergründe und Akteure, welche das „konzeptionelle Management der Medieninhalte“ darlegten. In diesem Fall war das gesellschaftliche Teilsystem der Pressearbeit durch die selektive Weitergabe von Inhalten eng mit dem politischen System verbunden.

Mittels einer dokumentarischen Darstellung des ungarischen Staatswappens an öffentlichen Gebäuden verdeutlichte József Szolnoki (Ungarische Akademie der Künste, Budapest) das heraldische Oxymoron zwischen republikanischem Wappen und königlicher Krone. Das Wappen als solches dient als „Display der Macht“, aber durch zum Teil wetterbedingtes Verblassen und Veränderungen werden weitere Bezüge offenbar.

Einen rechtsphilosophischen Einstieg in das vierte Panel bot Prof. Dr. Stephan Kirste (Universität Salzburg) in dem er betonte, dass sich die staatliche Macht in demokratischen Staaten aus den Freiheiten der Bürger rekonstruiert. Die Betrachtungen zu Medienvielfalt und –freiheit und deren Bedeutung für die öffentliche Ordnung lagen diesem Konzept zugrunde.

Nina Kandler-Schmitt (AUB) widmete sich dem Aspekt von Macht durch Marktpräsenz und Marktanteil. Mittels historischer und aktueller Beispiele zeigte sie, dass die Wirtschaft die herrschende Macht beeinflusst und stets ein Aspekt dieser Dimension war.

Pawel Polaczuk (Ermländisch-Masurische Universität Olstyn) zeigte mittels der theoretischen Grundlage „Powershift“ von Alvin Toffler die Verbindung zwischen Wissen und Macht und Wandlungstendenzen anhand einiger Beispiele der jüngsten polnischen Medienspektakel.

In der Abschlussdiskussion wurde betont, dass insbesondere der Begriff der Macht von den unterschiedlichen Disziplinen unterschiedlich (und unterschiedlich deutlich) definiert wird. Außerdem wurde festgehalten, dass das verbindende Element zwischen 'Macht' und 'Medien' das Moment der Kommunikation ist.

Die Veranstaltung wurde vom Projekt TÁMOP-4.2.2/B-10/1-2010-0015 unterstützt.

2024-10 November 2024 2024-12
 
 
 
 
1
2
3
4
5
6
7 8
9
10
11
12
13
14 15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
 
Subscribe to our newsletter