Nach einer Begrüßung und den einleitenden Worten des Rektors der AUB, Herrn Prof. Dr. András Masát, fokussierte der auch international vielfach ausgezeichnete Referent in seinen Ausführungen v.a. das gemeinsame Erinnern und die gemeinsame Begegnung mit der Geschichte im heutigen Europa. 70 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg sei nun endlich ein gesamteuropäischer Kontext für das Gedenken möglich, so Meckel. Endlich, weil die Nachkriegszeit in den Ländern Mittel- und Ostmitteleuropas in letzter Konsequenz erst mit den EU-Beitritten 2004 zu Ende gegangen sei. Des Weiteren könnten Erinnerungskultur, Geschichtsaufarbeitung und angemessene Reflexionen erst seit der Wende 1989 ihren Platz in der jeweiligen Öffentlichkeit finden, wie Meckel zu bedenken gab.
Für die historisch-politische Erinnerung sei, so Meckel, die junge Generation von immenser Bedeutung: Konkrete Projekte des Volksbundes im Jugendbildungsbereich richten sich an Schüler und Studenten – gerade auch auf internationaler Ebene, wie etwa in enger Zusammenarbeit Deutschlands mit Ungarn, Polen oder Tschechien. „Versöhnung über den Gräbern“ sei, wie aus den Ausführungen Meckels deutlich wurde, weit mehr als das Motto der Arbeit seiner Vereinigung. Vielmehr ginge es hierbei um den zentralen europäischen Erinnerungsprozess, der persönliche Lebensgeschichten zahlreicher Familien ebenso betreffe wie historische, politische und kulturelle Bildung in Schule und Universität. Hierbei handele es sich v.a. um eine „intensive kommunikative Arbeit“, wie Meckel unterstrich, welche aufzunehmen, durchzuführen und zukunftstragend zu gestalten es wohl insbesondere des gegenseitigen Verständnisses durch Kenntnisgewinn und Begegnung bedürfe. Auf Grund ihrer geographischen Lage im Herzen Mitteleuropas könne die AUB dabei als Universität einen besonderen Beitrag leisten, gleichsam auch auf Grund ihres einmaligen Profils. Unserer Kommilitonin Viktória Blahó dankte er für ihre Mitwirkung an der Vorbereitung eines deutsch-ungarischen Soldatenfriedhofs, der im September dieses Jahres würde übergeben werden können.
Meckel schätze die historische Arbeit der Kriegsgräberfürsorge gerade auch deshalb, weil er im Umfeld seiner Aufgaben stets Vieles hinzulerne. Er erinnerte an den 70. Todestag Dietrich Bonhoeffers und ermutigte gerade auch aus diesem Anlass zur Differenzierung und zum achtsamen Umgang mit den Soldatenschicksalen im Zweiten Weltkrieg: Es sei unbedingt, so der Referent, die Einzelperson in ihrer individuellen, im Krieg oft dramatischen und existentiellen Situation zu sehen. Die biographisch-menschliche Aufarbeitung und nicht das „Schwarz-Weiß-Malen“ sei es, was Europa für die Klärung der Geschehnisse vor 70 Jahren brauche. Den Einzelnen zu betrachten sei „der Bildungsauftrag, vor dem wir heute stehen“, sagte Meckel. Die drei Hauptaufgaben sah der Präsident des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge e.V. hierbei in der Ehrlichkeit, in der klaren Benennung von Zusammenhängen sowie in der Wahrnehmung von Dingen, „die wir bisher noch nicht wahrgenommen haben“.
Text: Ágnes Wörster
Fotos: Szecsődi Balázs