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E-Governance – eine Evolutionsökonomische Analyse
Vortrag im Rahmen der Ringvorlesung „E-Governance – mehr Qualität staatlicher Leistungen durch neue Technologie?”

Im Rahmen der von der Fakultät für Internationale Beziehungen der Andrássy Universität und dem Donau-Institut veranstalten Vorlesungsreihe zum Thema „E-Governance - mehr Qualität staatlicher Leistungen durch neue Technologie?” untersuchte Frau Prof. Dr. Martina Eckardt, Andrássy Universität Budapest, am 6. März 2013 in ihrem Vortrag „E-Governance – eine Evolutionsökonomische Analyse“ die Entwicklung und Klassifikation von Informations- und Kommunikationstechnologien und ihre Bedeutung für die Entwicklung von E-Government- und E-Governance-Prozessen anhand evolutionsökonomischer Ansätze. Dabei wurden auch die grundlegenden Elemente der Evolutionsökonomik erläutert.

Im ersten Teil des Vortrags standen die Informations- und Kommunikationstechnologien (im weiteren IKT) im Mittelpunkt. Zuerst wurde die Entwicklungsgeschichte und die wichtigsten Eigenschaften von E-Commerce, der privatwirtschaftlichen Nutzung von IKT und von E-Government, der Bereitstellung von öffentlichen Güter und Dienstleistungen mit Hilfe von IKT nebeneinander gestellt, um die Ähnlichkeiten zwischen den beiden Konzepten zu verdeutlichen. Da die Entwicklung von IKT gerne als fünfter Kondratieff-Zyklus gekennzeichnet wird, gab Frau Eckardt einen kurzen Überblick über die Theorie der langen Wellen und die bisherigen Kondratieff-Zyklen. Außerdem wurde die Klassifikation von IKT-Elementen (Produzenten von Netzwerkelementen; kommerzielle Unternehmen, die Hardwarekomponenten zur Verfügung stellen; Netzwerkbetreiber; Nutzungsebene) vorgestellt und anhand von Beispielen verdeutlicht.

Im nächsten Teil des Vortrags wurden kontrastierend zu den Grundannahmen der neoklassischen Theorie die Grundgedanken der Evolutionsökonomik, deren Gegenstand der Entwicklungsprozess von Unternehmen ist, vorgestellt. Während die Neoklassik mit einem repräsentativen Unternehmen oder Haushalt arbeitet und von wirtschaftlichen Gleichgewichten auf Märkten ausgeht, rekonstruiert die Evolutionsökonomik Wirtschaftsprozesse analog zur biologischen Evolution. Dabei verwendet sie den Populationsansatz, in dem nicht mehr von einem repräsentativen Akteur ausgegangen wird, sondern davon, dass am Markt eine Population von heterogenen Unternehmen tätig ist, die unterschiedliche Eigenschaften aufweisen, die sich mit der Zeit verändern. Die zentrale Fragestellung, wie diese Veränderungen erklärt werden können, wird mit der ökonomischen Anwendung von drei evolutionsbiologischen Konzepten  – Variation, Selektion und Retention – beantwortet. Der Motor der Variation, d.h. des Prozesses, der die neuen Eigenschaften hervorbringt, sind die Forschungs- und Entwicklungsprozesse von Unternehmen und sonstigen Einrichtungen, die zu Innovationen führen. Darauf folgt ein Selektionsprozess, wobei der Marktwettbewerb entscheidet, welche Innovationen angenommen werden. Dabei spielen Mitwettbewerber (andere Marktteilnehmer) und die Spielregeln, d.h. die Wettbewerbsordnung des jeweiligen Marktes,  eine bedeutende Rolle. Als Ergebnis dieses Prozesses entsteht keine einheitliche Population, in der alle gleich sind, sondern es  finden verschiedene Entwicklungsperioden statt, in denen sich in der Regel unterschiedliche Unternehmen als unterschiedlich effizient erweisen. Als drittes Element dieses Prozesses wurde die Retention dargestellt. Dabei werden erfolgreiche Varianten, d.h. erfolgreiches Verhalten von Marktteilnehmern, von anderen Marktteilnehmern kopiert, da von den ökonomisch erfolgreichen Unternehmen ein Anreiz ausgeht, durch die Imitation ihrer Aktivitäten ebenfalls ein besseres Marktergebnis zu erzielen. Prof. Eckardt wies im Zusammenhang mit Innovationen und Anreizen darauf hin, welche bedeutende Rolle hier dem Begriff der kreativen Zerstörung von Schumpeter zukommt.

Im letzten Teil des Vortrags wurde das eben dargestellte Konzept auf die Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) und ihrer Anwendung im politischen Sektor übertragen. Prof. Eckardt zeigte auf, welchen Einfluss IKT auf Policies, Politics und Polities ausüben. Es wurde die Entwicklung von E-Government im zeitlichen Ablauf vorgestellt. Abschließend wurde der Frage nachgegangen, ob E-Governance, das heißt die Nutzung von IKT in der politischen Willensbildung, die Bürgerbeteiligung fördern könnte.

Text: Krisztina Repcsényiné Szőke

Die Veranstaltung wurde vom Projekt TÁMOP-4.2.2/B-10/1-2010-0015 unterstützt.

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