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Doktorandenworkshop zu den Dimensionen der Macht und medialem Spektakel
Am Donnerstag, den 18. September 2013 fand an der AUB ein Doktorandenworkshop zum Thema „Macht – Medien – Mitteleuropa. Dimensionen der Macht und mediales Spektakel“ statt.

Dieser Workshop diente unter anderem auch als Vorbereitung für die an den zwei darauffolgenden Tagen abgehaltene Konferenz zum nämlichen Themenschwerpunkt.

Das Organisationsteam bestand aus DoktorandInnen der Andrássy Universität aus den Bereichen Geschichte und Politikwissenschaften. Die Leitung des Workshops übernahm Prof. Dr. Hendrik Hansen, Dekan der Fakultät für vergleichende Staats- und Rechtswissenschaften. Die TeilnehmerInnen des Workshops kamen aus Ungarn, Deutschland, Österreich, Polen und der Ukraine.

Nach einer kurzen Vorstellung des Organisationsteams und einigen einleitenden Worten durch Fabienne Gouverneur übernahm Prof. Dr. Hansen die weitere Einführung. Im Fokus der Veranstaltung standen das Verhältnis von Macht und Medien und das Wechselspiel zwischen den beteiligten Akteuren. So stellten sich Fragen wie: „Wer übt Macht auf die Medien aus, wodurch und in welcher Weise?“, „Welche Macht liegt bei den Medien selbst?“, „Haben sich die Spielregeln verändert?“, „Wie wird heute von Seiten der Politik mit den Medien umgegangen?“. Die erste zentrale Frage zum Einstieg in diesen Themenkomplex sollte die nach der Aufgabe der Medien sein. Medien dienen dazu ein Forum für (politische) Diskussionen zu bieten. Sie leisten einen Beitrag zur demokratischen Kontrolle als Teil der Öffentlichkeit.

Im Rahmen des Workshops wurde der Zusammenhang von Macht und Medien mit Hilfe dreier Themenschwerpunkte behandelt. Der erste Block beschäftigte sich mit der Bedeutung der Öffentlichkeit für die Demokratie. Im zweiten Abschnitt wurde die Macht der Medien am speziellen Beispiel Internet kritisch hinterfragt. Der abschließende Block war schließlich dem Veränderungsprozess der Medienlandschaft in Transformationsländern, am konkreten Beispiel Ungarn, gewidmet. Somit waren die wichtigen drei Begriffe „Macht“, „Medien“, „Mitteleuropa“ abgedeckt. Als Einstieg und Diskussionsgrundlage diente für jeden Themenkomplex ein ausgewählter Text, der in Form eines Impulsreferates von einigen TeilnehmerInnen für den Workshop aufbereitet und vorgetragen wurde.

Der erste Text Demokratie und öffentliche Meinung stammte von Ernst Fraenkel, einem der Väter der modernen Politikwissenschaften in der BRD und den USA aus dem Jahr 1963. Er wird als ein Klassiker gesehen, als guter Einstieg in dieses Thema, mit einem immer noch aktuellen Ansatz. Fraenkel setzt sich darin mit grundlegenden Fragen zum Verhältnis von Demokratie und Öffentlichkeit auseinander, die zum Nachdenken anregen sollen. Dabei wichtig ist vor allem seine Argumentationsstruktur, in der er, durch den Vergleich verschiedener Modelle, die geistigen Grundlagen unseres heutigen politischen Systems vorstellt. Dadurch wird auch klar, dass sich sowohl die Definition als auch der Charakter der Öffentlichkeit verändert hat. Im Unterschied zu Fraenkel sieht Prof. Dr. Hansen die Medien als ein Forum für Debatten, innerhalb dessen Grenzen sich ein Fortschritt entwickelt, der wiederum zur Bildung der öffentlichen Meinung führt.

Die Diskussionsgrundlage für den zweiten Themenschwerpunkt bildete ein Beitrag von Prof. Dr. Barbara Zehnpfennig mit dem Titel Strukturlose Öffentlichkeit. Warum mehr Transparenz per Internet zu weniger Demokratie führen kann. Darin behandelt sie die Möglichkeiten des Internets als eine Arena der Meinungsäußerungen. Die Anonymität durch das Internet stehe für das Paradox des Öffentlichen in der liberalen Gesellschaft. Dieses Medium strapaziere das System der Demokratie, denn die Forderung nach absoluter Transparenz könne zerstörend wirken. Wenn Zehnpfennig in ihrem Aufsatz eine gewisse Bildung für den richtigen Umgang mit der Informationsflut aus dem Internet voraussetzt, so tut sie das in Anlehnung an Kants Glauben an die Vernunft. Ihr Ziel ist nicht die Dämonisierung des Internets, sondern eine differenzierte Betrachtung der Quellen zu propagieren. Nach einer lebhaften Diskussion zu diesem Thema stellte Prof. Dr. Hansen in seinem Abschlussstatement noch einmal heraus, dass es zweier Dinge zum Umgang mit dem Internet bedürfe, nämlich gesunden Menschenverstandes und einer gewissen Bildung.

Der Grundlagentext für den abschließenden Themenblock stammte von Marc Stegherr und Kerstin Liesem zum Thema Ungarn – Medien zwischen Altkommunisten und Nationalisten. Darin zeichnen sie Entwicklungen innerhalb der Medienlandschaft Ungarns von der Wende 1989 bis zum Jahr 2010 nach. Wesentlichstes Merkmal dabei sei, wie sehr sich die Kluft zwischen den Parteien in der Medienlandschaft widerspiegelt. Alles werde vom parteipolitischen Streit überlagert.

In ihren abschließenden Worten spannte Fabienne Gouverneur noch einmal den Bogen zu Foucault, dessen Gedanken zur Macht überhaupt erst die zündende Idee zum Programm dieses Workshops gebildet hatten. Nach Foucault ist Macht überall und in jeder Beziehung vorhanden und nicht per se eine negative Erscheinung. Dies ist erst der Fall, wenn Macht im Sinne von Herrschaft verwaltet wird. Nicht-Herrschaft ist gegeben, solange die existierenden Machtbeziehungen mobil, reversibel und instabil sind. Um diesen Zustand aufrecht zu erhalten gibt Foucault konkrete Handlungsanweisungen: Machtbeziehungen analysieren, ihnen auf die Spur kommen, Machtherde bezeichnen.

Etwa durch das Hinterfragen von Machtbeziehungen in einem Doktorandenworkshop und einer wissenschaftlichen Konferenz.

Text: Friederike Gollmann

Die Veranstaltung wurde vom Projekt TÁMOP-4.2.2/B-10/1-2010-0015 unterstützt.

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