Frau Dr. Györgyi Brandt, Germanistin, Sprachwissenschaftlerin, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Technischen und Wirtschaftswissenschaftlichen Universität sowie der Semmelweis-Universität, ferner Mentorin an der Károli Gáspár Universität der Reformierten Kirche und Hungarologin, hielt am 14. November 2017 im Andrássy-Saal der AUB einen Gastvortrag über Die Zusammenarbeit der preußischen und der ungarischen Kultusminister in der Zwischenkriegszeit. Der Vortrag – dessen Ausblick auf die Gründungsperiode des institutionell befestigten kulturellen Austausches zwischen Deutschland und Ungarn ein wichtiges Kapitel jener historischen Entwicklung vor Augen führte, die sich nicht zuletzt in die Vorgeschichte der Andrássy Universität eingeschrieben hatte – begegnete der Aufmerksamkeit eines interessierten Publikums. Unter den Zuhörern waren angesehene Persönlichkeiten der gegenwärtigen deutsch-ungarischen Kulturvermittlung wie der hervorragende Germanist Prof. em. Dr. András Vizkelety, Prof. Dr. András Masát, Altrektor der AUB und ehemaliger Direktor der Collegium Hungaricum in Berlin, Prof. Dr. Csongor Lőrincz, Leiter des Studienganges Ungarische Literatur und Kultur der Humboldt-Universität, sowie Mitglieder des wissenschaftlichen Personals der Andrássy Universität anwesend.
In ihren Ausführungen legte die Referentin den Fokus auf die Gründung des Berliner Ungarischen Lehrstuhls und auf die des Ungarischen Institutes, bzw. auf ihre Tätigkeit während der zehnjährigen Schaffenszeit von Robert Gragger, die im Herbstsemester 1916 begann. „Der von Gragger geleitete Lehrstuhl ist der einzige im Ausland gegründete ungarische Lehrstuhl, der seit seiner Gründung, durch alle Stürme der Geschichte gekommen, ohne Unterbrechung bis heute existiert”, so Brandt. Anhand der sich im ebendort befindenden Gragger-Archivs eingesehenen Dokumente verfolge sie jedoch nicht nur die offiziellen Schritte, die zum Ausbau von zwischenstaatlichen Kulturkontakten auf höchster Ebene führten, sondern auch die Entstehung von freundschaflichen Beziehungen, die sich als die unentbehrliche Grundlage des Austausches erwiesen. Einen besonderen Zeugniswert besitze dabei der Briefwechsel zwischen Gragger und dem ungarischen Kultusminister Kuno Klebelsberg aus den Jahren zwischen 1924–26.
Sowohl der einfühlungsreiche Vortrag als auch die anschließenden Fragen der Teilnehmer attestierten etwa atmosphärisch die Bedeutung dieses menschlichen Hintergrundes für die jeweilige Begegnung von Kulturen.
Bericht von Doz. Dr. Marcell Mártonffy