Am 9. April 2014 luden die Fakultät für Mitteleuropäische Studien (MES) an der Andrássy Universität (AUB) sowie das Österreichische Kulturforum Budapest (ÖKF) zum Abendvortrag von Dr. Gerald Lamprecht (CJS Graz; Junior Research Fellow an der AUB-MES) zum Thema „Die jüdischen Soldaten in der österreichisch-ungarischen Armee“ ein. Der Vortrag wurde im Rahmen der von der Fakultät MES gemeinsam mit dem ÖKF organisierten Vortragsreihe „Österreich-Ungarn 1914-2014“ veranstaltet.
Der Referent behandelte in seiner Präsentation das Thema der jüdischen Soldaten in der k.u.k. Armee und stellte gleich zu Beginn fest, dass es sich hierbei um ein wenig bekanntes Thema handelt, welches auch im Gedenkjahr 1914/2014 nur vereinzelt Aufmerksamkeit gewinnt.
Die Gründe für die mangelnde Aufmerksamkeit sind vielfältig, aber maßgeblich bleiben die Shoah und die Ereignisse des 2. Weltkrieges. Denn nicht nur der Völkermord, Vertreibung und Ausgrenzung führten zu Verlust der Erinnerungen, auch die spezifische Politik der Nationalsozialisten, das Andenken an die jüdische Bevölkerung in Schrift, Bild und Kultur zu eliminieren, zeigen hierbei noch immer Wirksamkeit.
In den Quellen aus der Kriegszeit wird jedoch die Bedeutung der Kriegserinnerung deutlich. Diese generiert sich vor allem aus der Kriegserfahrung selbst. Denn durch den Einsatz für das Vaterland in der Armee konnte die staatsbürgerliche Anerkennung für die Juden in der Monarchie weitergeführt werden. Ausdruck dessen war in verschiedenen Zeitungen der Zeit zwischen 1914-1918 zu entnehmen. Besonders betont wurden hierbei das „Jüdische Kriegsgedenkblatt“ sowie das „Jüdische Archiv“. Aber auch das Anlegen von Heldenfriedhöfen ist in diesem Bereich bedeutsam.
Die Betonung des jüdischen Einsatzes (bis zum Tod) für das Vaterland und das spätere Heldengedenken zielte auch gegen die antisemitischen Diskurse der Zeit, bei denen die Juden als vaterlandslose Verräter diffamiert wurden. Durch das Anlegen interkonfessioneller Heldenfriedhöfe wurde eine Egalisierung angestrebt, die die Gleichartigkeit der Soldaten im Felde fortsetzen sollte. Dies konnte jedoch nur bedingt umgesetzt werden, da christliche Riten das Totengedenken der Soldaten stark bestimmten.
Der Referent betonte abschließend, dass es eine speziell jüdische Kriegserinnerung aus der Zeit des 1. Weltkrieges gab, welches teils staatlich und teils aus religiösen Motiven heraus bestärkt wurde und welches in verschiedenen Erinnerungs-Milieus der Zeit Ausdruck finden konnte. Diese sollten bei gegenwärtigen und zukünftigen Erinnern an diese Zeit wieder stärker betrachtet werden.
Dem Vortrag schloss sich eine rege Diskussion zwischen Lamprecht und dem Publikum an, wobei unter anderem der Platz des jüdischen Gedenkens im national-aufgeladenen Gedenken betrachtet wurde, sowie die konkrete Darstellung einzelner Heldendenkmale in der Republik Österreich.
Text: Katharina Haberkorn