Die Veranstaltung fand im Rahmen der Ringvorlesung Public Diplomacy statt und wurde von der Fakultät für Internationale Beziehungen an der Andrássy Universität Budapest (AUB) organsiert.
Hoeschen ging es v.a. um die Charakteristika und Besonderheiten des deutschen Wissenschafts- und Hochschulsystems im internationalen Vergleich. Zentraler Bezugspunkt waren hier die Unterschiede zum angelsächsischen Hochschulsystem und den Bildungstraditionen der USA: Dabei meine der Begriff „Hochschule“ nach deutschem Verständnis die klassischen Universitäten und Fachhochschulen (FH); im 20. Jahrhundert entwickelten sich letztere Fachrichtungen entsprechend. Deutsche Universitäten seien vom Humboldt´schen Bildungsideal geprägt: Forschung und Lehre, v.a. aber ihre Autonomie stehe im Mittelpunkt des Interesse und damit der sowohl inhaltlichen als auch organisatorisch-strukturellen Bemühungen. Neben der Möglichkeit der Erlangung des Doktorgrades und der Habilitation würden Universitäten ein breites Spektrum wissenschaftlicher Disziplinen anbieten. Indes seien FH in Forschung und Lehre praxisorientierter als Universitäten; sie besäßen des Weiteren (noch) kein Promotionsrecht. Die prozentuale Verteilung aller Studierenden an Universitäten und FH zeige, dass Universitäten beliebter seien als FHs: Insgesamt würden ungefähr nur halb so viele Studierende ihr Studium an FH absolvieren, so Hoeschen. Dennoch hätten die FH in den letzten Jahren deutlich an Popularität gewonnen und hätten so – in Relation gesehen – einen großen Zulauf erhalten. Ob dieser Trend weiter anhalten würde und wie sich der Status der FH etwa in der Frage des Promotionsrechts zukünftig entwickeln würde, bleibe abzuwarten.
Bezüglich der Hauptcharakteristika des deutschen Hochschulsystems sei zu allererst die Finanzierung zu nennen, da es sich hierbei um ein größtenteils staatlich bzw. öffentlich finanziertes System handele; ca. 97% aller Studierenden in Deutschland würden eine staatliche Hochschule besuchen. Gerade in diesem Punkt unterscheide sich das deutsche System von anderen Modellen. Im Wesentlichen liege die Gestaltung der Hochschulpolitik in der Kompetenz der Bundesländer, obgleich die Hochschulen sich im Sinne der Selbstverwaltung weitgehend autonom organisieren würden und inhaltliche wie strukturelle Entscheidungen eigengesteuert treffen würden.
Einen weiteren Kernpunkt des Vortrages bildete das Thema „Internationalisierung“ deutscher Hochschulen: Das wesentliche Ziel, welches der DAAD hier verfolge, sei es, den Hochschulstandort Deutschland für ausländische Studierende zunehmend attraktiver zu gestalten. Im internationalen Vergleich liege Deutschland heute – nach den USA und Großbritannien – auf dem dritten Platz der beliebtesten Ziele ausländischer Studierender. Zentrale Strategie zur Verfolgung dieses Zieles müsse es daher sein, die englischsprachige Lehre in Deutschland, als auch deutsche Sprachangebote im Ausland zu verbessern, so Hoeschen. Das freizügige Aufenthaltsrecht für ausländische Studierende und der Verzicht auf Studiengebühren würden weitere Faktoren der Attraktivität für Studierende aus dem Ausland darstellen.
Der Referent des DAAD ergänzte seine Informationen zur deutschen Hochschulbildung um allgemeine Ausführungen zum Wissenschaftssystem. Hoeschen betonte die Bedeutung von universitätsunabhängigen Forschungsinstituten wie etwa der Leibniz-Gesellschaft oder dem Robert-Koch-Institut. Er verwies dabei v.a. auf die zentrale Wichtigkeit der Kooperation dieser Institute mit Universitäten. Das Potenzial solcher Forschungseinrichtungen hält Hoeschen für „enorm“ und er erinnerte daran, dass diese in der Wissenschaft ein internationales Spitzenniveau erreichen würden.
Hoeschen beleuchtete abschließend mit der Exzellenz-Initiative eine Neuheit, mit der die Qualität des deutschen Hochschulstandorts aufgewertet werden könne: Von dieser Initiative hätten ca. 2/3 aller deutschen Hochschulen profitiert, wodurch sich der Deutschland heute immer noch durch ein relativ gleichwertiges Niveau zwischen einzelnen Universitäten bzw. FHs untereinander auszeichnen würde.
Im Anschluss an den Vortrag fand eine Diskussion statt, in welcher etwa der Bologna-Prozess sowie soziale Probleme von Studierenden in Deutschland (Wohnbedingungen in Universitätsstädten u. ä.) aufgegriffen wurden.
Text: Eberhard Beck / Ágnes Wörster