Die erste Institution, die unsere Gruppe während unseres viertägigen Aufenthaltes in Brüssel besuchte, war der Rat der EU. Dort hatten wir die Möglichkeit, mehr über die gegenwärtigen Herausforderungen der EU zu erfahren – unter anderen sprachen wir mit Mitarbeitern des Rates über CETA, den Brexit und die Migrationskrise. Auch in der Europäischen Kommission ging es um die Zukunft der europäischen Integration sowie die verschiedenen Möglichkeiten des Brexits („soft“ oder „hard“ Brexit). Weiterhin berichtete uns Dr. Béla Béres über die Hauptaufgaben des juristischen Dienstes der Kommission: die Kommission und ihre Dienststellen rechtlich zu beraten und sie vor Gericht zu vertreten.
Der zweite Exkursionstag begann mit einem Besuch des Danube Strategy Points (DSP), dessen Aufgabe darin besteht, die Zusammenarbeit seiner Mitgliedstaaten in 12 Prioritätsbereichen (u. a. Wettbewerbsfähigkeit, Wasserqualität, Nachhaltigkeit, Biodiversität, usw.) zu fördern. Im Verbindungsbüro des Deutschen Bundestages beantworteten Zsófia Udvarhelyi und Jürgen Kretz von der CDU/CSU-Bundestagsfraktion unsere Fragen bezüglich der Aufgaben und Herausforderungen der Vertretung eines nationalen Parlaments in Brüssel, die, so Kretz, primär als „Horchposten“ für den Bundestag fungiere. Im Europäischen Parlament sprach Birgit Sippel (MdEP, SPD) über ihre Arbeit und den Alltag als Abgeordnete sowie die von ihr schwerpunktmäßig bearbeiteten Themen wie z. B. die Flüchtlingsfrage. Pál Csáky (MdEP, SMK-MKP) äußerte sich über die Lage der Slowakei und die ungarische Minderheit in der Slowakei und seine diesbezügliche Arbeit im EP. Im Anschluss an das Gespräch mit den Abgeordneten berichteten drei Mitarbeiter der Verwaltung des EPs aus ihrem Arbeitsalltag: AUB-Alumnus Michael Schonger (Rechts- und Sprachverständiger, ECON Gruppe, DE Sektion), Dr. Tim Peters (Verwaltungsrat, Generalsekretariat, Sekretariat des Präsidiums der Quästoren) sowie Kinga Wynands-Szentmáry (Lawyer-linguist, INTA Team, Hungarian Section, Directorate for Legal Acts).
Am dritten Tag in Brüssel besuchten wir am Vormittag das NATO-Hauptquartier, wo uns Péter Sztáray, ungarischer NATO-Botschafter, sowie Ulrich Sante, stellvertretender deutscher NATO-Botschafter, für Gespräche zur Verfügung standen. Weiterhin berichteten Zsolt Rabai (Kommunikationsabteilung) und Richard Perks aus dem Bereich der strategischen Planung über ihre Arbeit. Nachmittags gab uns Philipp Holzheid in der Vertretung des Freistaats Bayern bei der EU einen Einblick in seine Arbeit. Im Anschluss daran gab es in der Bayerischen Vertretung eine Abendveranstaltung mit einem Impulsvortrag des ungarischen Kommissars bei der Europäischen Kommission, Tibor Navracsics, der über die Zukunft der EU und die Rolle der Bildungspolitik für diese Zukunft sprache. Prof. Dr. Hendrik Hansen, Prorektor der AUB, beleuchtete im Folgenden die wichtigsten Einflüsse auf die ungarische Politik und wie ungarische Politik aus einer nicht-ungarischen Perspektive verstanden und beurteilt werden kann. Nach diesen beiden Vorträgen ging das Programm mit einer Podiumsdiskussion weiter, in der Meret Baumann (Korrespondentin der Neuen Zürcher Zeitung), Csaba Sógor (MdEP) und Gergely Prőhle (stellvertretender Staatssekretär im ungarischen Ministerium für Humanressourcen) unter der Moderation von Hendrik Hansen die Zukunft der EU diskutierten.
Am letzten Tag der Exkursion teilte sich die Gruppe für den ersten Termin auf: ein Teil der Gruppe besuchte das Brüsseler Büro der Bertelsmann Stiftung, die als Think Tank zum Ziel hat, Lösungsvorschläge für politische Probleme aller Lebensbereiche zu erarbeiten und das bürgerliche Engagement für den gesellschaftlichen Fortschritt zu fördern. Der zweite Teil der Studierenden besuchte die internationale Anwaltskanzlei Redeker Sellner Dahs, deren Brüsseler Dependance sich zumeist mit Fällen der Europäischen Kommission und größerer Firmen beschäftigt. Die ehemalige Mitarbeiterin der AUB Dr. Caroline Hemler referierte zusammen mit ihrer Kollegin Oriana Corzilius über das europäische Kartellrecht und die Arbeit des Europäischen Gerichtshofes. Nach diesen beiden Terminen traf sich die Gruppe zum gemeinsamen Besuch der Ständigen Vertretung Österreichs bei der Europäischen Union, in der Clemens Mayr-Harting (Zweiter Botschaftssekretär) die (österreichische) Interessenvertretung im Rat der EU vorstellte. Die letzte Station der Exkursion war das International Centre for Migration Policy Development, wo uns Ralph Genetzke (Head of Mission) für ein Gespräch zur Verfügung stand. Das ICMPD, das 1993 gegründet wurde hat unter anderem zum Ziel, die Innovation und Ausarbeitung neuer politischer Leitlinien im Bereich der Migrationspolitik zu fördern.
Ermöglicht wurde die Exkursion durch die großzügige Unterstützung durch den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD).
Text: Árpád Lapu