Am Donnerstag, dem 20. März 2014 hielten Prof. Dr. Ellen Bos und der AUB-Alumni Jakov Devcic, M.A. (KAS) einen Vortrag im Rahmen der „AUB-Flashlight” zum Thema „Die aktuelle Krise in der Ukraine”. Der Vortrag fand auf Einladung der Fakultät für Internationale Beziehungen der Andrássy Universität Budapest (AUB) und der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) statt.
Der Vortrag begann mit einem theoretischen Überblick über die Hintergründe der Ukraine-Krise von Frau Prof. Bos. Als schwerwiegendste Probleme benannte Prof. Bos dabei zum einen, das seit dem Zerfall der Sowjetunion bestehende Schwanken zwischen einem autokratischen und einem der Demokratie zugewandtem System sowie die regionale Ost/West-Spaltung der Ukraine. Unterstützt durch einen fehlenden Elitenwechsel führt dies zu Transformationsproblemen und verhindert somit eine erfolgreiche Demokratisierung. Weiterführend konstatierte Prof. Bos, dass das hybride System der Ukraine und die bestehenden Konflikte zwischen dem Osten und dem Westen des Landes zu einem Integrationsdilemma hinsichtlich der Annäherung an die EU oder Russland führen.
Auf den Vortrag von Prof. Bos folgte ein Lageüberblick aus erster Hand vom aktuellen Trainee der KAS in Kiew Jakov Devcic. Er zeichnete die vier Phasen der aktuellen Krise nach und stellte die verschiedenen Akteure, die Ukraine, den „Westen“ und Russland vor. Auf die durch friedliche Proteste, für das Assoziierungsabkommen mit der EU, gekennzeichnete erste Phase folgte durch grundrechtseinschränkende Gesetze die zweite Phase der Krise. Auch hier verliefen die Proteste weitestgehend friedlich und waren nach Aussage von Herrn Devcic gut und übersichtlich organisiert. Der Vertrauensverlust der Demonstranten, sowohl in die Regierung als auch in die Oppositionspolitiker, führte zu einer Zuspitzung der Proteste. Als Folge dieses Vertrauensverlustes schlossen sich viele Demonstranten den gewaltbereiten Flügel an. Daraufhin flog der damalige zu diesem Zeitpunkt amtierende Präsident Janukowitsch. Herr Devcic bezeichnete den Zeitpunkt der Flucht als Beginn der dritten Phase der Krise. Als vierte Phase wird demnach die Krim-Krise bezeichnet. Weiterführend ging Herr Devcic noch auf die von der Krise betroffenen Akteure ein. So erläuterte Herr Devcic, dass die EU einerseits von der schnellen Reaktion Russlands überrascht wurde und andererseits viel zu langsam auf die Entwicklungen reagierte. Des Weiteren seien die bisher beschlossenen Sanktionen zu gering in ihren Wirkungen gewesen. Mit einem kurzen Zusammenfassung und einem persönlichen Ausblick fasste Herr Devcic passend zusammen, dass die Ukraine vor einer großen Herausforderung steht. Wie und wann die Situation gelöst werden kann, ist derzeit noch nicht abzusehen.
Auf den mit starken persönlichen Eindrücken gespickten Vortrag folgte eine angeregte Diskussion. Der Abend endete mit einem gemütlichen Ausklang beim Empfang.