Bereits zum achten Mal fand das interdisziplinäre Doktorandenkolloquium (IDK) im Rahmen der Kooperation zwischen der AUB und der Autonomen Region Trentino-Südtirol statt. Neben der EURAC Research Bozen sind inzwischen die Freie Universität Bozen und die Universität Innsbruck als feste Partner an der Kooperation beteiligt. Diesmal war wieder die Andrássy Universität Budapest der Gastgeber des IDK.
Ph.D.-Studierende haben bei dieser Veranstaltung die Möglichkeit, ihre wissenschaftlichen Projekte und Forschungsergebnisse zu präsentieren und zur Diskussion zu stellen, neue Sichtweisen auf ihre Forschungsfelder zu bekommen und durch erfahrene DozentInnen ihre methodischen Kenntnisse zu erweitern.
Das Rahmenthema des achten IDK lautete „Grenzen und Identitäten“, auf welches Prof. Dr. Dietmar Meyer in seiner Eröffnungsrede einging. Er erinnerte daran, dass mit der Entwicklung der Europäischen Union, Grenzen überwunden wurden und die Identitätsfrage sich neu stelle. Die Andrássy Universität, als eine europäische und interdisziplinäre Universität, sei ein passender Ort, um Austausch und Dialog zu diesem Thema zu fördern und auch die Wissenschaft im Allgemeinen zu stärken. Weitere Begrüßungsworte folgten von Prof. Dr. Ellen Bos und Dr. Norbert Parschalk.
Den ersten Keynote-Vortrag der Tagung hielt Prof. Dr. Gerhard Seewann über das Thema „Geschichtspolitik in Ungarn“. Eine der Schlüsselnachrichten des Vortrages war, Geschichtspolitik mit bewussten Verstand zu fördern. Am Beispiel Ungarn machte er mit einem Appell an die ungarischen Eliten deutlich, dass Ungarn kein Gedenken als Land der Opfer brauche. Diese Art von Erinnerung unterstütze nur Nationalismus, welcher zeitgenössisch gesehen nicht mehr relevant sein sollte.
Die zweite Keynote-Speech von Prof. Dr. Georg Grote behandelte das Thema „Hoffnung, Vertrauen und Vertrag“ als Parameter in Minderheitenkonflikten am Beispiel Südtirol. Südtirol sei ein gutes Beispiel für das Thema „Grenzen und Identitäten“, da es Heimat für eine Vielfalt an Geschichte, Sprache, Kultur ist – ein Paradebeispiel für Multikulturalismus, wenn man so wolle., Die Aktualität des Themas verdeutlichte Herr Grote auch mit einem Hinweis auf den Brexit, durch den der Konflikt zwischen Irland und Nordirland neue Aktualität erhalte – ein anderes Beispiel für Grenzen und Identitäten.
Anschließend präsentierten die rund 15 DoktorandInnen ihre Forschungsarbeiten in drei parallelen Workshops, welche Prof. Dr. Ellen Bos, Prof. Dr. Georg Grote, Dr. Christina Griessler, Dr. Norbert Parschalk, Prof. Dr. Dietmar Meyer und Prof. Dr. Gerhard Seewann moderierten. Die Workshops wurden abgerundet mit einer Präsentation aktueller Projekte der Partnerinstitutionen, vertreten durch Kay Mühlmann von der Donau Universität Krems. Herr Mühlmann erläuterte seine Arbeit als Komplexitätsforscher und erklärte die Evolution der Forschung komplexer Systeme. Außerdem stellte er ein aktuelles Projekt vor, welches die Erreichung von Nachhaltigkeitszielen unterstützt.
Der zweite Tag begann mit einem Methodenworkshop von Erica Lavagno von EURAC Research, welcher sich mit dem Thema: „Project writing is not a miracle - Projektmanagement and Research Funding“ beschäftigte. Hierbei ging es explizit um die Bewerbung bei größeren EU Forschungsprojekten, wie z.B. Horizon 2020, wozu Forscherteams aus verschiedenen Partnerinstitutionen benötigt werden. Der Workshop beinhaltete einen detaillierten Leitfaden, um bei solchen Bewerbungen erfolgreich abzuschneiden.
Es folgten weitere Kurzpräsentationen aktueller Projekte der Partnerinstitutionen, so zum „Netzwerk für politische Kommunikation“ (netPOL), vorgestellt von Dr. Melanie Barlai. Hierbei wurde das interaktive Online-Tool „Vokskabin“ vorgestellt, das darauf abzielt, die Besucherinnen und Besucher über die wichtigsten (gesellschafts-)politischen Fragen – insbesondere in Wahlperioden – zu informieren und ihnen eine Orientierungshilfe über die Positionen der Parteien anzubieten. Es folgte eine Vorstellung des Doktoratsschwerpunkts zur wirtschaftlichen und politischen Entwicklung im ländlichen Raum (ECOnet) von Dr. Andrea Tony Hermann. Dr. Hermann verwies speziell auf ein Forschungsprojekt zum Begriff „Heimat“. Abschließend folgte ein Vortrag von Dr. Norbert Parschalk zur Rolle und Bedeutung von digitalen Zeitungsarchiven in der Geschichtswissenschaft und Geschichtsdidaktik. Er zeigte auf, wie man diese für innovative Projekte nutzen kann, wie z. B. zur Visualisierung in Bild und Video.
Nach einer Feedbackrunde endete das IDK mit einer Führung durch das jüdische Viertel in Budapest, die Prof. Dr. Carsten Wilke von der Central European University in Budapest leitete.
Rafal FABIANOWICZ