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Über zwei Jahrzehnte lang war das Leitbild für die EU-Energiepolitik das strategische Zieldreieck von Klima- und Umweltverträglichkeit, Wettbewerbsfähigkeit und Versorgungssicherheit.
Mit dem Green Deal befindet sich die EU auf dem Weg in ein post-fossiles Zeitalter. Damit soll Europa bis 2050 klimaneutral sein, zugleich wird eine Wachstumsstrategie formuliert, die Klima- und Umweltschutz in den Mittelpunkt rückt.
Steigende Energiepreise im Jahr 2021 weisen auf die Herausforderungen hin, vor denen Europa in den nächsten Jahrzehnten stehen wird. Der "Green Deal" bietet die Möglichkeit, Klima-, Energie-, Industrie- und Technologiepolitik strategisch zusammenzudenken. Gleichzeitig muss auch für den Übergangszeitraum die Versorgung mit fossilen Brennstoffen weiter gewährleistet werden, ohne diese zu perpetuieren. Die EU muss sich in einer zunehmend von Rivalitäten geprägten Weltwirtschaft behaupten. Solidarität wiederum bedingt eine gerechte Energiewende, die dem Versprechen vom grünen Wachstum und grünen Jobs auch Fakten folgen lassen muss. Für die Zukunft Europas ist das unabdingbar.
Im Bereich der Infrastruktur muss Europa eine geeignete Mischung zwischen Markt- und Versorgungsgarantie finden und eine konsequente Liberalisierung bzw. Umsetzung der Liberalisierungspakete verfolgen. Nicht die viel zitierte Souveränität des nationalen Energiemix ist dabei das Problem, sondern die mangelnde europäische Kooperation und Koordination. Die Unterschiedlichkeit sollte als Vorteil gesehen werden, erhöht sie doch die Resilienz des Gesamtsystems. Bleibt Europas Verhältnis zu Russland: Während die Industrie auf die Marktlogik pocht, sehen politisch Verantwortliche mit großer Sorge auf die internationale Politik Russlands. Vom Ukrainekonflikt bis zur russischen Syrienpolitik, von der Einmischung in demokratische Wahlvorgänge bis zu neuen Rüstungsanstrengungen reichen die Themen. Bisher hat sich gezeigt, dass eine konsequente Haltung Europas und ein gesicherter Import von Energieressourcen einander nicht ausschließen. Angesichts der Devisenbedürfnisse Russlands und seiner schwach diversifizierten Wirtschaft ist von einer Änderung nicht auszugehen. Die EU muss aber bereits heute beginnen, über die Neuausrichtung ihres Verhältnisses zu Russland in einem post-fossilen Zeitalter nachzudenken.
Dr. Frank Umbach, M.A. ist derzeit Forschungsleiter am Europäischen Cluster für Klima, Energie und Ressourcensicherheit (EUCERS)/Center for Advanced Security, Strategic and Integration Studies (CASSIS) an der Universität Bonn, Senior Lecturer an der Universität Bonn und Executive Advisor bei Proventis Partners, München (ein M&A-Unternehmen). Darüber hinaus ist er seit 2012 als Berater für die NATO zur internationalen Energiesicherheit tätig und hält regelmäßig Vorträge auf hochrangigen NATO-Konferenzen und -Seminaren.
Er ist zudem internationaler Consultant und hat Projekte für deutsche Ministerien, aber auch andere Regierungen, internationale Organisationen (einschl. der Vereinten Nationen) sowie für deutsche und europäische Energie- sowie Consultingunternehmen gemacht sowie für die Gerson Lehrman Group (GLG) Investoren beraten. Er ist ein international anerkannter Experte für globale Energiesicherheit, Geopolitik, Schutz kritischer (Energie-)Infrastrukturen und (maritime) Sicherheitspolitik im asiatisch-pazifischen Raum sowie in Russland/Zentralasien.
Dr. Frank Umbach ist seit September 2017 auch Adjunct Senior Fellow des RSIS in Singapur. Er schloss sein Studium der Politikwissenschaft an der Universität Bonn mit einem MA ab und promovierte mit einer im Jahr 2005 publizierten Dissertation durch das Militärgeschichtliche Forschungsamt der Bundeswehr, das bis heute das Standardwerk zur Geschichte des Warschauer Paktes ist.
Er ist auch Autor der UN-Studie: “Strengthening Energy Security and Building Resilience in the Asia–Pacific”, United Nations-Economic and Social Committee in Asia and Pacific (UN-ESCAP), Bangkok 2021, 150 pp. (https://www.unescap.org/kp/2021/strengthening-energy-security-and-building-resilience-asia-pacific).
Dr. Heinrich Kreft M.A., B.A. (USA), ist Inhaber des Lehrstuhls für Diplomatie II und Leiter des Zentrums für Diplomatie der Andrássy Universität Budapest.
Zuvor war er Botschafter der Bundesrepublik Deutschland im Großherzogtum Luxemburg (Juli 2016 − August 2020), Sonderbotschafter für den interkulturellen und interreligiösen Dialog sowie für die internationalen wissenschaftlichen Beziehungen und stellvertretender Leiter des Planungsstabs des Auswärtigen Amts. Weitere Verwendungen führten ihn in seiner über 35-jährigen Laufbahn nach Washington, Tokyo, Madrid und La Paz.
Er war “visiting fellow” am Henry L Stimson Center, der Heritage Foundation, den Brookings Institutions, sowie dem Woodrow Wilson International Center for Scholars und der Transatlantic Academy des German Marshall Fund of the United States in Washington, D.C.