Zwei Jahrzehnte nach Unterzeichnung des Karfreitagsabkommens bleibt Nordirland ein gespaltenes Land in einem kalten Frieden. Nordirland und seine Menschen sind von fragilen Beziehungen, gesellschaftlich instabilen, unausgeglichenen Lebensverhältnissen und letztlich von Misstrauen geprägt. Es gilt, die Menschen in den Köpfen zu entwaffnen, ihnen zu verdeutlichen, dass sie in derselben Gesellschaft nicht notwendigerweise getrennt leben müssen. Dies erscheint umso schwieriger, weil genau jene Isolierung Jahrhunderte alten Erinnerungen unterliegt, die wohltradiert, sorgsam gepflegt und nicht selten instrumentalisiert werden. Wer die Dynamiken in Nordirland verstehen will, muss den Blick in die Vergangenheit werfen.
Dr. Andrea Penz ist Historikerin an der Karl-Franzens-Universität Graz sowie Assistentin des Vizerektors für Studium und Lehre. Forschungsschwerpunkte: Irische Geschichte, Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Kulturgeschichte, Vergleichende Geschichte