Nach dem Ende des Ost-West-Konflikts und dem Fall des Eisernen Vorhangs schien die Teilung der Welt in zwei abgeschottete Machtblöcke überwunden zu sein. Anfang der 1990er Jahre sah es so aus, als ob eine Welt des globalen Austauschs und der uneingeschränkten Bewegungsfreiheit entstehen würde. Es setzte sich die Vorstellung einer grenzenlosen Welt („Borderless World“, Kenichi Ohmae 1990) durch, in der eine globale Gesellschaft unabhängig von territorialen Begrenzungen agieren könnte. Globalisierung schien unweigerlich mit Prozessen der Entgrenzung verbunden zu sein. Entgegen diesen Vorstellungen kam es aber nicht zu einem Verschwinden der Grenzen. Die Öffnung der Grenzen hat zu Verunsicherung geführt und Ängste in der Bevölkerung ausgelöst. Diese haben zu einer Rückbesinnung auf nationale Souveränität und Identität geführt. Zweifellos haben diese Prozesse auch zum Erstarken populistischer Bewegungen und Parteien beigetragen. In Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise im Jahr 2015 ist schließlich sehr deutlich zu Tage getreten, welche Bedeutung Grenzen und Grenzregimen im Donauraum nach wie vor zukommt.
Vom 23. bis zum 30. Juli 2017 wird deshalb der Zusammenhang von Grenzen und Identitäten im Donauraum im Fokus der Sommeruniversität der Andrássy Universität Budapest stehen. Unter dem Generalthema „Grenzen und Identitäten“ soll dieses Phänomen gemeinsam aufgearbeitet und nationale Politiken sowie die gegenwärtige Politik der EU verglichen und nach verschiedenen Kriterien bewertet werden. Die Sommeruniversität setzt die an der Andrássy Universität Budapest im Jahr 2016 begonnene Reihe „Der Donauraum im Fokus“ fort und ist Teil der „International Danube Sommer Schools Series 2017“ der Europäischen Donau-Akademie in Ulm.