Das orthodoxe Christentum ist historisch eng mit Russland verknüpft. In Russland bekennen sich rund 75 Prozent der Menschen zum orthodoxen Christentum, in der Ukraine 60 Prozent. Wie verhalten sich ihre Kirchen in diesem Krieg? Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine treibt einen Keil in die orthodoxe Kirche. Während der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill in Moskau den Krieg rechtfertigt, wird er in den ukrainischen orthodoxen Kirchen verurteilt - sowie auch von einigen Priestern in Russland. Nach anfänglichem Schweigen stellt Patriarch Kyrill in seinen Predigten in Moskau Putins Krieg als einen legitimen Widerstand gegen westliche Werte dar.
Während in Russland einzig die russisch-orthodoxe Kirche von Belang ist, ist die Ukraine von religiöser Vielfalt geprägt. Das orthodoxe Christentum weist in der Ukraine eine bewegte Geschichte auf, insbesondere seit der ukrainischen Unabhängigkeit im Jahr 1991. Zurzeit existieren zwei orthodoxe Kirchen in der Ukraine: auf der einen Seite die eigenständige Orthodoxe Kirche der Ukraine (OKU), geführt vom Metropolit Epiphanius. Diese Kirche wurde von Bartholomäus I. in Istanbul anerkannt, den man als "Ehrenoberhaupt " der rund 260 Millionen orthodoxen Christen weltweit verstehen kann.
Auf der anderen Seite gibt es die Ukrainische Orthodoxe Kirche (UOK), die eine autonome Kirche innerhalb der russisch-orthodoxen Kirche darstellt und sich in der Vergangenheit nicht häufig politisch geäußert hat, nun aber den Krieg offen verurteilt. Was bedeutet das für das orthodoxe Christentum in Russland, der Ukraine und in Südosteuropa?
Wir freuen uns in unserer Reihe Religion und Diplomatie die Theologin und Ostkirchenexpertin Dr. Regina Elsner begrüßen zu dürfen, die zu den christlichen Ostkirchen vor dem aktuellen Hintergrund der russischen Aggression gegen die Ukraine sprechen wird und sich anschließend gerne unseren Fragen stellt.
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Dr. Regina Elsner ist seit 2017 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Osteuropäische und Internationale Studien. Zuvor war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Ökumenischen Institut der WWU Münster. Davor arbeitete sie als Assistentin im Büro von MdB Katrin Göring-Eckardt und als Projektberaterin der Caritas St. Petersburg/Russland. Am Ökumenischen Institut der WWU Münster war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin in einem Projekt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung zum Thema "Institutionen und institutioneller Wandel im Postsozialismus (KomPost)".
Sie hat ihr Diplom in Katholischer Theologie an der WWU-Münster erworben und wurde an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster zum Doktor der Theologie promoviert mit einer Dissertation über "Die Moderne als Herausforderung. Die russisch-orthodoxe Kirche zwischen Pluralität und Einheit. Historische Wegmarken und theologische Optionen." Sie hat zahlreiche Bücher und wissenschaftliche Aufsätze publiziert. Zuletzt erschien ihr Buch: „Die russisch-orthodoxe Kirche und die Moderne. Eine historische und theologische Untersuchung des östlichen Christentums zwischen Einheit und Pluralität“, Hannover: ibidem.
Dr. Heinrich Kreft M.A., B.A. (USA), ist Inhaber des Lehrstuhls für Diplomatie II und Leiter des Zentrums für Diplomatie der Andrássy Universität Budapest.
Zuvor war er Botschafter der Bundesrepublik Deutschland im Großherzogtum Luxemburg (Juli 2016 − August 2020), Sonderbotschafter für den interkulturellen und interreligiösen Dialog sowie für die internationalen wissenschaftlichen Beziehungen und stellvertretender Leiter des Planungsstabs des Auswärtigen Amts. Weitere Verwendungen führten ihn in seiner über 35-jährigen Laufbahn nach Washington, Tokyo, Madrid und La Paz.
Zwischendurch war er visiting fellow beim Henry L Stimson Center, der Heritage Foundation, den Brookings Institutions sowie dem Woodrow Wilson International Center for Scholars und der Transatlantic Academy des German Marshall Fund of the United States in Washington, D.C..
Heinrich Kreft hat am Juniata College, Huntingdon, PA (USA), am Institut d´Etudes Politiques de Paris und dem Institut des Hautes Etudes de L`Amérique Latine der Sorbonne Nouvelle sowie an der Westfälischen Wilhelms Universität Münster Politikwissenschaften, Neuere Geschichte und Soziologie studiert.