Welche Rolle spielt Europa im Leben einer neuen Schriftstellergeneration? Kann die europäische Vereinigung in Zeiten von Brexit und des Erstarkens der nationalen Rechten in zahlreichen europäischen Ländern noch als Selbstverständlichkeit hingenommen werden? Wie ist der französische, wie der deutsche Blick auf andere europäische Länder? Im Rahmen des Projekts »Allons Enfants!«, das das Literarische Colloquium Berlin mit freundlicher Unterstützung des Auswärtigen Amts initiiert hat, reisen in diesem und im nächsten Jahr acht französisch-deutsche Schriftsteller*innen-Tandems in verschiedene Städte Europas. Die teilnehmenden Autor*innen sind eingeladen, Übereinstimmungen und Unterschiede der eigenen und fremden Perspektive auf europäische Zustände wahrzunehmen und zu dokumentieren.
Das Literarische Colloquium Berlin hat Alice Zeniter und Matthias Nawrat eingeladen, nach Budapest zu reisen, die Stadt (wieder) zu entdecken und sich vor, während und nach der Reise in Briefform über den gemeinsamen Aufenthalt auszutauschen. Ihre Korrespondenz sowie die der anderen reisenden Schriftsteller*innen-Tandems wird ab November 2017 auf dem Blog www.allons-enfants.eu veröffentlicht werden.
Im Rahmen einer Podiumsdiskussion treffen sie den ungarischen Essayisten Péter Mesés sowie zwei Politikwissenschaftler der Andrássy Universität Budapest, Prof. Dr. Ellen Bos und Dr. Zoltán Tibor Pállinger, um die Antworten auf die oben gestellten Fragen zu finden.
Die Veranstaltung findet in deutscher Sprache statt, mit Simultanübersetzung ins Ungarische und ins Französische.
Péter Mesés
Péter Mesés wurde 1965 in Budapest geboren. 1990 absolvierte er ein Studium der Geschichte und Philosophie an der Universität Szeged. Nach seinem Staatsdiplom zog er in die Bundesrepublik Deutschland und lebte fünf Jahre lang in Göttingen. Seit dem Frühjahr 1995 lebt er erneut in Ungarn. Er arbeitet als freischaffender Redakteur, Lektor, Übersetzer, ist Redaktionsmitglied der literarischen Zeitschrift Ex Symposion und publiziert Essays in verschiedenen Zeitschriften. Er lehrte am Soziologischen Institut der Budapester Universität ELTE und an der Universität Babeş-Bolyai in Cluj-Napoca/Rumänien. Seit 2013 ist er Chefredakteur der deutschsprachigen Website HuBook.de, die sich mit ungarischer Literatur beschäftigt.
Matthias Nawrat
Matthias Nawrat wurde 1979 in Opole (Polen) geboren. Mit zehn Jahren wanderte er zusammen mit seinen Eltern nach Bamberg in Deutschland aus. Er studierte zunächst Biologie in Heidelberg und in Freiburg im Breisgau. Er arbeitete als freier Wissenschaftsjournalist. Zwischen 2009 und 2012 studierte er Literarisches Schreiben am Schweizerischen Literaturinstitut in Biel. Für seinen Debütroman «Wir zwei allein» (2012) erhielt er u.a. den Adelbert-von-Chamisso-Förderpreis, sein Roman «Unternehmer» (2014) war für den Deutschen Buchpreis nominiert. Zuletzt erschienen der Roman «Die vielen Tode unseres Opas Jurek» (2015) und «Nowosibirsk: Tagebuch» (2017). Matthias Nawrat lebt in Berlin.
Alice Zeniter
Alice Zeniter wurde 1986 in der Normandie geboren. Sie studierte an der École normale supérieure in Paris. Nach ihrem Studium lebte sie ab 2008 für drei Jahre in Budapest, wo sie unter anderem an der Eötvös-Loránd-Universität Französisch unterrichte und beim Theater als Assistentin von Árpád Schilling für Krétakör arbeitete. Ihr dritter Roman «Sombre dimanche» (2013) spielt in Budapest und wurde von Veronika Kovács ins Ungarische übersetzt (Szomorú vasárnap, avagy a semmi ágán, L’Harmattan, 2014). Jüngst erschien ihr vierter Roman «L’Art de perdre», der eine franko-algerische Familiengeschichte erzählt und für den Prix Goncourt nominiert ist. Alice Zeniter lebt in Paris.